Amtsrichterhaus: Förderer sehen keine Zukunft nach Übernahme durch Gut Lanken

Heute Abend geht eine 25-jährige Erfolgsgeschichte zu Ende. Auf ihrer Jahreshauptversammlung wollen die Mitglieder des Freundeskreises Amtsrichterhaus um 19.30 Uhr die Auflösung ihres Vereins beschließen. Nach der Übergabe der Trägerschaft für die Kulturstätte an den Verein "Nordlichter", wie die gemeinnützige Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Gut Lanken künftig heißen wird, sieht der Freundeskreis-Vorsitzende Klaus Dieter Gottwald keine Perspektive mehr für den Förderverein.

Das Problem: Durch die Übergabe und die Einrichtung eines Kulturcafés in den historischen Räumen wird die Kulturstätte zum Wirtschaftsbetrieb. "Uns ist ganz klar gesagt worden, dass die Raummiete für eine Abendveranstaltung bei 250 Euro liegen wird", sagt Gottwald. Zu viel für den Verein, der bisher durch Konzerte und Lesungen zusätzliche Einnahmen für die Kulturarbeit erwirtschaftet hat.

"Wenn Eintritt erhoben wird, kann Gut Lanken die Räume auch nicht kostenfrei zur Verfügung stellen", entgegnet Kathrin Kipke, Fachleiterin für Bildung, Kultur und Sport im Rathaus. Die künftige Miete orientiere sich dabei an den Sätzen, die bisher auch von der Stadt bei kommerziellen Veranstaltungen verlangt wurden.

Kipke, die die Verhandlungen mit Gut Lanken geführt hat, warnt davor, die neue Trägerschaft bereits im Vorwege schlecht zu reden: "Die Gespräche waren von großer Flexibilität geprägt." Die Stadt als Eigentümer des Hauses und Gut Lanken als neuer Träger seien sich darin einig, die Kultur in Schwarzenbek zu fördern. "Es ist gewünscht und gewollt, dass Vereine wie die Fotofreunde oder die Malgruppe Fakt auch weiterhin dort Ausstellungen machen", so Kipke, die mit Jugendpfleger Norbert Lütjens, Kulturamt-Mitarbeiterin Christine Uhde und Vertretern von Gut Lanken in einer sogenannten Lenkungsgruppe sitzt. Dort soll das Jahresprogramm des Hauses geplant und koordiniert werden. Wer in der Kulturstätte ausstellen oder Veranstaltungen ausrichten möchte, kann sich an die Lankener wenden. Kipke: "Aber auch wir nehmen Anregungen und Veranstaltungsideen entgegen." Ihr Tipp an alle Interessierten: "Einfach mal hingehen und fragen."

Das hat Gottwald getan und seine Konsequenzen gezogen: Er wird als Vorsitzender des Freundeskreises nicht mehr zur Verfügung stehen, sollten sich die Mitglieder heute Abend gegen eine Auflösung entscheiden. Die Versammlung beginnt um 19.30 Uhr in Schröders Hotel.

Die ursprüngliche Idee, das aus dem 16. Jahrhundert stammende Wohnhaus des damaligen Amtsrichters in einen Kulturstätte umzubauen, kam vom Heimatbund und Geschichtsverein. Am 8. April 1988 wurde das Amtsrichterhaus mit einer Ausstellung von Christian Modersohn eingeweiht. Erster Vorsitzender des Freundeskreises war Reinhard Wiese, heutiger SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender des Geschichtsvereins. Ihm folgte Jürgen Schnoor, der im Konflikt mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die von 2003 bis 2008 Träger der Einrichtung war, eigene Ausstellungen im Stadtgebiet organisierte. 2008 wurde die Stadt wieder Träger und Klaus-Dieter Gottwald Vorsitzender des Freundeskreises.