Bürgermeisterwahl: Ute Borchers-Seelig signalisiert nach ihrem Erfolg Gesprächsbereitschaft

Ute Borchers-Seelig ist die künftige Bürgermeisterin der Europastadt. Die Parteilose setzte sich gegen den SPD-Kandidaten Christian Carstensen durch. Im ersten Interview nach der Wahl lässt die 54-Jährige die vergangenen Wochen Revue passieren und gibt erste Fingerzeige, wie sie das Verhältnis zwischen Verwaltung und Politik verbessern will.

Wie fiel denn Ihre Siegesfeier am Sonntag aus?

Ute Borchers-Seelig:

Wir haben uns mit meinem Team und meiner Familie noch einmal im "Schinderhannes" zusammengesetzt. Es sind auch viele Gratulanten nachträglich noch mitgekommen. Mehr als ein Glas Sekt gab es aber nicht.

Direkt nach dem Erfolg haben Sie vom Ende eines Kampfes gesprochen. Inwieweit war es denn nun ein wirklicher Kampf, gerade was die Zeit vor der Stichwahl anbelangt?

Zumindest wurde mir gesagt, dass es nicht umsonst Wahlkampf heißen würde. Aufgrund dieser Besonderheiten, die dort vorgefallen sind, habe ich feststellen müssen, dass Wahlkampf anscheinend wirklich ein Kampf ist.

Mit Besonderheiten sprechen Sie beispielsweise die angeblich von ihnen geschaltete Karikatur des Gegenkandidaten Christian Carstensen an. Können Sie diesen Sachverhalt noch einmal aufklären?

Ich habe diese Karikatur weder in Auftrag gegeben noch annonciert. Ich meinte auch eher die Unehrlichkeiten, die aufgetaucht sind. Das war für mich auch eine neue Erfahrung, aber ich denke, dass wir dies jetzt nicht noch einmal vertiefen sollten. Am Wahlabend ist jeder zum Gratulieren gekommen. Für mich ist letztlich auch wichtig, dass wir alle gut miteinander umgehen und sachorientiert die Stadt voranbringen.

Die Parteien schieben Ihnen nun die Initiative zu, was die künftige Zusammenarbeit angeht. FDP-Fraktionschef Helmut Stolze sagte beispielsweise, sie hätten viel Porzellan zerschmissen und müssten es nun wieder kitten. Wie wollen Sie die Politik wieder auf gemeinsamen Kurs bringen?

Herr Stolze müsste mir zunächst einmal sagen, wo ich Porzellan zerschmissen habe. Ich habe einen fairen, sachorientierten Wahlkampf geführt, bin auf Anschuldigungen nicht eingegangen. Auf Kurs bringe ich die Politik dadurch, dass wir Gespräche führen werden. Meine Strategie ist die Einführung eines runden Tisches, ich werde mit allen Fraktionsvorsitzenden reden.

Gibt es dafür eine zeitliche Vorstellung?

Das Erlebte muss jetzt erst einmal sacken. Die Parteien brauchen auch etwas Zeit, um ihren Schock zu verdauen.

Wie sieht denn grundsätzlich der Plan bis zur Amtsübernahme am 1. Dezember aus?

Ich möchte für die Stadt eine Bestandsaufnahme machen, ein Handlungs- und Strategiekonzept entwickeln. Zudem befinden wir uns in der Haushaltsplanung für 2015.

Trotz 36 Jahren Verwaltungserfahrung: Müssen Sie sich vor dem Start als Bürgermeisterin noch auf irgendeinem Fachgebiet fit machen?

Nein.

Dann sind auf Ihr Wirken sehr gespannt. Inwieweit fühlen Sie sich bei einer Wahlbeteiligung von 38 Prozent tatsächlich als gewählte Repräsentantin der Stadt?

Mir wurde gesagt, dass diese Beteiligung für Schwarzenbek in Ordnung ist, weil es ja die zweite Wahl innerhalb kürzester Zeit war. Das Ergebnis zweifele ich für mich somit auch nicht an.

Wie sieht es mit dem angedachten Umzug nach Schwarzenbek aus? Noch wohnen Sie ja in Stelle.

Das war für mich schon als Kämmerin die ganze Zeit ein Thema. Gleichwohl hatte meine jüngste Tochter noch Abitur gemacht und war in der Berufsfindung, insofern hatte ich Verpflichtungen meinen Kindern gegenüber. Mein Wunsch blieb es dennoch, nach Schwarzenbek zu kommen. Mein Mann und ich werden diesen Wunsch wohl noch in diesem Jahr umsetzen.