Bürgermeisterwahl: 97 Stimmen bedeuten den Sieg für Ute Borchers-Seelig

Um 19.03 Uhr war die kleine Sensation perfekt: Ute Borchers-Seelig ist in der Stichwahl mit 51,1 Prozent der Stimmen zur neuen Bürgermeisterin Schwarzenbeks gewählt worden. Die unabhängige Kandidatin setzte sich gegen den von vier Parteien unterstützten SPD-Kandidaten Christian Carstensen durch, der am Ende nur auf 48,9 Prozent kam.

Dabei hatte der Wahlabend vielversprechend für den 41-Jährigen begonnen. Nach dem ersten ausgezählten Wahlbezirk Mühlenkamp-Nord um 18.14 Uhr lag Carstensen in Führung. Doch nur fünf Minuten später gratulierte er seiner Konkurrentin zum Wahlsieg. Nach dem vierten Wahlbezirk lag Borchers-Seelig komfortabel (53,5 zu 46,5 Prozent) vorn.

Nach Auszählung aller Wahlbezirke brandete dann auch Applaus im Festsaal des Rathauses auf: Borchers-Seelig 53,5 Prozent, Carstensen 46,5 Prozent. Doch dann wurde es durch die Auszählung der Briefwähler doch noch spannend. 97 Stimmen fehlten Carstensen am Ende zum Sieg. Ute Borchers-Seelig wird nun am 1. Dezember die Verwaltungsgeschäfte von ihrem Vorgänger Frank Ruppert übernehmen.

"Ich realisiere das erst noch, aber ich freue mich", sagte Schwarzenbeks neue Verwaltungschefin als erste Reaktion auf ihren Sieg. Bis zum Ende hatte sich die 54-Jährige mit ihren Töchtern an einem der Stehtische unterhalten, während Carstensen sich früh vom Tableau abwendete. "Dass Herr Carstensen mir schon so früh gratulierte, hat mich sehr überrascht, aber er hat einfach andere Erfahrungswerte. Ich dachte bis zum Schluss, das Blatt könnte sich noch wenden", sagte die künftige Bürgermeisterin.

Erleichterung und Genugtuung auch in Borchers-Seeligs Wahlkampfteam: Jörn Kranacher (FWS) hatte die Kämmerin Ende November bei der Wirtschaftspreisverleihung auf eine Kandidatur angesprochen: "In der Zeit zwischen erstem Wahlgang und der Stichwahl war eine Tendenz erkennbar. Die Leute haben ein Problem mit dem Politik-Zusammenschluss aus SPD, CDU, FDP und Grünen."

Im Carstensen-Tross herrschte hingegen eine Mischung aus Erstaunen und Fassungslosigkeit. "Das ist eine Klatsche für die Kommunalpolitik. Das macht mich nachdenklich", sagte Bürgervorsteher Konrad Freiberg (SPD), der durch das Votum auch die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit in Frage gestellt sieht.

Helmut Stolze, Fraktionsspitze der FDP, bewegte noch eine weitere Frage, nämlich die nach der künftigen Zusammenarbeit mit der von der Politik ungeliebten Borchers-Seelig: "Diese Frage kann nur Frau Borchers-Seelig beantworten. Sie muss das zerschlagene Porzellan zwischen Verwaltung und Politik kitten. Unabhängig davon muss es in Schwarzenbek weitergehen."