Bürgermeister: Vor der Stichwahl sagen nun auch CDU und Grüne dem SPD-Mann ihre Unterstützung zu

Siegessicher? Nein, das ist Christian Carstensen nicht, was seinen Einzug als Bürgermeister ins Rathaus angeht. "Wir müssen bis zur Stichwahl am 15. Juni den Wählern noch einmal eine neue Geschichte erzählen", sagt der SPD-Kandidat. Und er weiß, dass zumindest im politischen Lager der Europastadt weitere Hände an dieser Geschichte mitschreiben wollen. Nachdem schon vor dem ersten Wahlgang die FDP dem Sozialdemokraten ihre Unterstützung zugesagt hatte, kommen nun auch die CDU und Bündnis 90/Grüne hinzu.

"Herr Carstensen setzt als wesentlichen Punkt auf die Weiterentwicklung und Gestaltung der Stadt und hat nicht so sehr die Verwaltung im Blick wie die Gegenkandidatin Ute Borchers-Seelig. Das setze ich bei einem guten Bürgermeister voraus", begründete der CDU-Ortsvorsitzende Hans-Heino Meier die Entscheidung. Viele Punkte seien deckungsgleich - auch bei wirtschaftlichen Fragestellungen wie der Erschließung eines neuen Gewerbegebietes.

Auch Grün unterstützt Rot. Oliver Panak, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, unterstrich: "Wir vertrauen auf Herrn Carstensen, dass er einen Neuanfang schafft und neue Akzente setzt." Carstensens neue Unterstützer betonen, keine Forderungen oder Versprechungen mit dem eventuell künftigen Bürgermeister vereinbart zu haben.

Union und Grüne wollen ihr "Pro Carstensen" nicht als "Contra Borchers-Seelig" verstanden wissen. Wobei CDU-Ortschef Meier zuletzt einiges "befremdete": Beispielhaft nannte er die unglückliche Figur der Kämmerin während der Kandidatendiskussion im Rathaus, als sie trotz zweimaliger Nachfrage nicht den Schuldenstand der Stadt rausrückte. "Zudem hat sie sich mit fremden Fahnen geschmückt. Den Feuerwehrleiter-Zuschuss von 370 000 Euro hat Heike Wladow ausgegraben", sagte Meier.

Stichwort Wladow: Obwohl niemand im Vorfeld ahnte, dass die CDU-Lady so böse verlieren würde, hatte die Parteispitze bereits eine Woche vor der Wahl abgestimmt, sich in diesem Fall für Carstensen zu positionieren. Gerüchten, wonach dieses weiter belegen würde, dass die CDU nicht geschlossen hinter ihrer Kandidatin gestand habe, widersprach Meier: "So eine Debatte müssen wir vorher machen, wenn wir am Wahlabend nichts aus der Hüfte schießen wollen. Außerdem hätten wir Frau Wladow gern mehr unterstützt, doch es war nicht ihr Wunsch."

Trotz immer breiter werdender Front: Carstensen sieht sich noch nicht als Triumphator, denn auch Wladows Stimmen "kann ich nicht so auf meinem Konto verbuchen." 30 Prozent der Wähler sind noch auf der Suche, und das ist eine eigene Geschichte.