Sammlung: Philatelist besitzt kaum noch Briefmarken

Früher sollte es eine "Wertanlage des kleinen Mannes" sein. Heute können sich viele oft nur wundern, wenn sie eine Briefmarkensammlung zu Geld machen wollen. "DDR-Marken sind gar nichts wert, einen Komplettsatz der Bundesrepublik bekommt man schon für 500 bis 700 Euro", sagt Professor Dr. Rüdiger Martienß. Besonders enttäuscht sind Sammler, die Abonnements bei Verlagen haben und beispielsweise Themen wie königliche Hochzeit, Olympia oder Papstreisen kaufen. "Dafür kann man locker mal 5000 Euro ausgeben und bekommt am Ende 50 Euro dafür", sagt Martienß.

Der 68-Jährige ist gerade in Schwarzenbek zum Vorsitzenden des Verbands der Philatelisten in Norddeutschland wiedergewählt worden. Damit vertritt er 2000 organisierte Briefmarkenfreunde aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordniedersachsen aus 50 Vereinen.

Es ist die Freude am Sammeln und die Beschäftigung mit einem bestimmten Thema, die den Reiz ausmacht. Allerdings werden immer weniger Menschen von der Faszination für Briefmarken, Postkarten und Postdokumenten gepackt - diese gesamte Bandbreite gehört zur Philatelie.

Martienß selbst - seit 1989 Vorsitzender der Briefmarkensammler in Schwarzenbek, Geesthacht und Trittau - hat praktisch gar keine Briefmarken. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Postgeschichte im Lauenburgischen. Seine Sammlung umfasst Briefe, Postkarten, Dokumente, Lieferscheine und vieles mehr - Hauptsache selten und mit Stempeln versehen. So kann er weit über 100 Jahre Postgeschichte zurückverfolgen und dokumentieren. Beispielweise hat er auch Papiere über die erste Poststation in Schwarzenbek, die immerhin bereits 1838 eröffnete.

Den Grundstock für seine Sammlung hat er in den 80er-Jahren gelegt, als er auf einer Auktion in Wiesbaden Briefe und Dokumente aus seinem Sammelgebiet erstand. "Das hat damals 1700 Mark gekostet. Meine Frau hat sehr mit mir geschimpft." Zur Philatelie gehört aber mehr. "Man muss sehr viel Literatur lesen, sich intensiv mit dem Thema beschäftigen", sagt der pensionierte Diplom-Kaufmann.

Die wertvolleren Stücke und Alben hat Martienß nicht bei sich im Haus, sondern an einem sicheren Ort im Tresor. Den Rest verwahrt er warm und trocken im Obergeschoss. Schließlich hatte er im Keller schon einmal einen Wasserschaden, der ihn einige schöne Sammelstücke gekostet hat. "Vieles konnte ich nur noch wegwerfen", erinnert er sich.