Stadtverordnete: Eltern, Schüler und Lehrer wollten mitreden

Wie viele Eltern, Lehrer und Schüler es genau waren, die am Donnerstagabend den Rathaussaal stürmten, ist nicht gesichert, fest steht nur eines: Sie übernahmen an diesem Abend komplett das Ruder. Rund 150 Schwarzenbeker Jugendliche und Erwachsene wollten mitreden über den Tagesordnungspunkt "Schul- und Kitaplanung" in der Stadtverordnetenversammlung. "So voll habe ich es hier noch nicht erlebt", sagte Stadtjustiziar Björn Warmer.

Grund des Aufruhrs: Wie berichtetet, hatte die Stadt auf ihrer Homepage eine Beratungsvorlage veröffentlicht, die unter anderem vorschlägt, Klassenräume der Grund- und Gemeinschaftsschule für eine Erweiterung der Kita "Traumland" zur Verfügung zu stellen. Das Papier warb außerdem für nur einen Grundschulstandort in der Europastadt. Eltern, Lehrer und Schüler wurden dazu vorher indes nicht befragt.

"Wie würden Sie es finden, wenn Sie immer zwischen Ihren Büroräumen hin- und herziehen müssten?", wollte Zehntklässlerin Anna Vassilyev deshalb von den Stadtverordneten wissen. Drei zehnte Klassen wären von den Umbauplänen betroffen und würden zu "Wanderklassen" werden. "Wie sollen wir so einen vernünftigen Abschluss machen?", fragte auch Klassensprecherin Lisa-Marie Schwarz, und Schülersprecherin Vanessa Klöckner wunderte sich: "Wieso sind kleine Kinder wichtiger als wir?" Der Kinder- und Jugendbeirat lehnte die Verwaltungsvorlage klar ab: Laut Berichten der Schülerschaft sei die räumliche Situation an der Schule schon jetzt sehr angespannt. Bei den vorgeschlagenen Notlösungen für Kitaplätze bliebe überdies die Qualität auf der Strecke. "Sie sollten langfristige Lösungen erarbeiten", rügte Sprecherin Merle Holst.

"Die Eltern sagen Ja zu Kitaplätzen, aber auch zur Grund- und Gemeinschaftsschule", betonte Kathrin Wiese, Vorsitzende des Schulelternbeirates.

Auch viele Eltern machten ihrem Unmut Luft. Sie kritisierten nicht nur die fehlende Mitbestimmung sondern auch enge Räume und kaputte Toiletten. "Sie reden an unseren Kindern vorbei, weil Sie alle keine schulpflichtigen Kinder haben", schimpfte eine Mutter. Thomas Waskow, Kreiselternbeiratsvorsitzender der Gemeinschaftsschulen, kritisierte, in Schwarzenbek stimme im Augenblick die Schul- und Kitalandschaft nicht, aber es sähe nicht so aus, als ob sich mit dieser Thematik inhaltlich beschäftigt werde.

"Mit unserer Schullandschaft sind wir derzeit die Nummer eins im Kreis", widersprach Bürgermeister Frank Ruppert der Kritik. Problematisch sei in der Tat aber seit 2006 die Kitasituation. "Hier sind von der Politik nicht alle nötigen Beschlüsse getroffen worden." Dass die Politiker von der strittigen Vorlage überrascht wurden, wollte er nicht stehen lassen: "Wir haben lediglich schriftlich zusammengetragen, worüber im Hauptausschuss beraten wurde."

Die Politiker ruderten nach 90 Minuten Einwohnerfragestunde einmütig zurück. Das rein wirtschaftlich orientierte Konzept übersehe die Beteiligten, bekannte Susanne Heyer-Borchelt (SPD). Heike Wladow (CDU) wünschte sich einen Workshop mit allen Beteiligten, Eberhard Schröder (FWS) warb für eine Nutzung der leer stehenden Realschule und Helmut Stolze (FDP) forderte "ein Gesamtkonzept statt weiterer Einzellösungen". Mit dem Beschluss der B-Pläne 54, 57, und 58) legten die Politiker anschließend zwar den Grundstein für etwaige Kita-Neubauten. Viele der Besucher zeigten sich indes enttäuscht. Blass und desinteressiert habe die Politik gewirkt. Am 4. Februar (19 Uhr) soll im Rathaus mit allen Betroffenen weiter an Lösungen in Sachen "Schul- und Kitaplanung" gearbeitet werden.