Geschichtsverein: Ein Gedenkstein soll an der Grabauer Straße an das Barackenlager erinnern

Wenn am kommenden Dienstag die Mitglieder des Haupt- und Planungsausschusses keine Bedenken haben, kann die sogenannte Schafwiese (Bebauungsplan 58 "Gerichtskamp") an der Grabauer Straße mit einem Gewerbepark bebaut werden. Bisher wird die Freifläche als Parkplatz für die Mitarbeiter von LMT-Fette genutzt.

Auf der freien Fläche erinnert bisher nichts daran, dass während des Zweiten Weltkriegs an dieser Stelle etwa 2000 Zwangsarbeiter in einem Barackenlager untergebracht waren. "Wenn das Gebiet bebaut wird, wird nichts mehr an diesen negativen Punkt in der Geschichte unserer Stadt und an die Menschen, die dort unter sicherlich unwürdigen Umständen zwangsweise leben mussten, erinnern", fürchtet Wolfgang Leidl, stellvertretender Vorsitzender des Heimatbund und Geschichtsvereins.

Mit ihrer Forderung, durch eine Gedenktafel oder einen Stein an dieses bisher nur unzureichend aufgearbeitete Kapitel der Stadtgeschichte zu erinnern, haben sich die Ortschronisten an die Stadt gewendet - mit Erfolg: Bürgermeister Frank Ruppert hat bereits Gespräche mit der LMT-Geschäftsleitung geführt. "Gerne unterstützen wir die Stadt dabei, auch diesen Teil der Schwarzenbeker Stadtgeschichte zu erhalten und zu dokumentieren", sagt Pressesprecher Christian Pott, weist jedoch darauf hin, dass die Firma Fette erst im Jahr 1953 von Hamburg-Altona nach Schwarzenbek gezogen ist und daher weder Rechtsnachfolger noch in sonst einer Verbindung zur Firma Bauer & Schaurte steht. Das Unternehmen aus Neuss hatte im Jahr 1938 an der Grabauer Straße eine Schraubenfabrik mit mehren Produktionshallen erbaut.

Laut Forschungsgruppe "Zwangsarbeit in Schleswig-Holstein" arbeiteten zwischen 1939 und 1945 dort bis zu 2000 Zwangsarbeiter, die in dem Barackenlager, das über Straßen und ein Geschäft verfügte, untergebracht waren. "Das Lager befand sich beidseitig der Grabauer Straße und es gab dort auch grüne Arbeitsbaracken", weiß Lisa Senkel aus Erzählungen alter Schwarzenbeker.

Doch nicht nur an der Grabauer Straße waren Zwangsarbeiter untergebracht: Laut Forschungsstelle gab es in der Kriegszeit weitere 180 Zwangsarbeiter in drei Lagern, die in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt wurden. Das Zwangsarbeiterlager wurde 1945 aufgelöst, die Baracken jedoch noch bis 1958 zunächst für Heimatlose aus dem Baltikum ("Lettenlager") und später für Flüchtlinge genutzt. "Mein Mann hatte sich 1958 bei Fette beworben und hat eine Woche in einer Baracke gewohnt, bevor er ein Zimmer gefunden hatte", erinnert sich Senkel.

Bisher erinnert an diesen Teil der Stadtgeschichte eine Wandtafel mit den Namen von 48 toten Kindern von Zwangsarbeiterinnen, die Konfirmandinnen vor zwei Jahren für die Friedhofskapelle an der Möllner Straße gestaltet haben. Außerdem befinden sich dort zwei alte Gedenksteine für lettische und russische Tote. Nach einer Umbettung wurde zudem 2010 eine Stele für die verstorbenen Letten errichtet.

www.zwangsarbeiter-s-h.de