Neubeginn: Lebens- und Arbeitsgemeinschaft verlässt denkmalgeschütztes Areal und zieht in die Stadt

Es ist das letzte Weihnachtsfest, das die Beschäftigten der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft auf Gut Lanken feiern. Bis Mitte 2014 will die gemeinnützige GmbH das Gutsgelände, das sie vom Möllner Kaufmann Klaus-Peter Gaedeke gemietet hat, nach diversen Streitigkeiten verlassen haben. Drei neue Domizile sind in Arbeit: das alte Amtsgericht sowie ein Neubau im Schwarzenbeker Industriegebiet und ein ehemaliger Bauernhof im Louisenhof bei Müssen.

Geschäftsführerin Barbara Hollmann sieht den Umzug als Qualitätsverbesserung, denn statt nur auf dem Land werden die Bewohner künftig auch in der Stadt wohnen und haben im Louisenhof eine Busanbindung in Richtung Schwarzenbek. Zwar gibt es im kommenden Jahr am 1. Mai noch ein Maibaumfest mit Flohmarkt und am 10. Mai noch einen "Tag der offenen Tür" auf Gut Lanken, ihren beliebten Martinsmarkt will die Gemeinschaft aber am 9. November 2014 bereits auf dem Louisenhof feiern.

Die zwei Grundstücke mit viereinhalb Hektar Ackerland und zweieinhalb Hektar Buchenwald befinden sich an der K 29, nur knapp einen Kilometer von der Stadtgrenze Schwarzenbeks entfernt. Dort wollen die Lankener auch Landwirtschaft und Gemüseanbau betreiben, sowie ein eigenes Wasserwerk und einen Klärteich. Eine effiziente Pellets- und Holzschnitzelheizung wird ebenfalls installiert. Geplant ist auch der Bau eines Rad- und Fußweges zur Bundesstraße nach Schwarzenbek, und in dem idyllischen Buchenwald soll ein kleiner Zoo entstehen. Die Gebäude werden für 4,6 Millionen Euro saniert und ausgebaut. Im Louisenhof 5 wird es eine therapeutische Wohngruppe für sieben behinderte Menschen geben. Im Haus Louisenhof 7 wohnen dann zwölf Menschen mit Behinderungen. Im Juli soll alles fertig sein, sodass der Umzug aus Lanken im August erfolgen kann. Mitte des Jahres will die Arbeits- und Lebensgemeinschaft dann auch nicht mehr "Gut Lanken", sondern "Nordlichter" heißen.

Wie schon im alten Amtsgericht an der Compestraße, wo derzeit für zwei Millionen Euro 20 Appartements für geistig und körperlich behinderte Menschen entstehen, lässt sich auch auf dem Louisenhof das ursprünglich geplante Café nicht realisieren. Stattdessen sucht Geschäftsführerin Barbara Hollmann nun Räume für ein "Kulturcafé" in zentraler Innenstadtlage, wo auch die Werkstatt der zehn "Montagsmaler" eine neue Heimat finden könnte.

Das dritte Projekt liegt an der Industriestraße Schwarzenbek gegenüber dem Betonwerk. Dort entsteht im Frühjahr für 2,8 Millionen Euro ein Werkstattgebäude mit Großküche und Kantine für die eigenen Mitarbeiter und das anliegende Industriegebiet. Der Hausmeisterservice, die Verwaltung, Schulungsräume, Garten- und Landschaftsbau sowie eine kleine Wäscherei sollen dort ebenfalls ihren neuen Platz finden. Bisher gibt es dort erst eine Werkstatt, in der die Kaminholzgruppe und die Hausmeisterei der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft tätig sind.

Das Obst und das Gemüse für die Großküche werden aus dem ökologischen Anbau des Louisenhofs kommen. Den Hof vor dem neuen Werkstattgebäude will die Garten- und Landschaftsbaugruppe gestalten. "Er soll eine grüne Oase für die Frühstücks- und Mittagspause im Gewerbegebiet sein", sagt Barbara Hollmann. Außerdem wird es in dem Werkstattgebäude eine moderne Wäscherei und einen Haushaltsservice geben, den Betriebe und Privatleute nutzen können. Dort werden einzelne Mitarbeiter auch für Tätigkeiten in dem benachbarten Miettextilunternehmen Niessing qualifiziert, mit dem die Arbeitsgemeinschaft kooperiert.