90 Fotos in Erdgeschoss, Treppenhaus und Obergeschoss warteten am vergangenen Freitag im Amtsrichterhaus auf die drei Jurymitglieder. Mit dabei sind Tobias Franz (40) aus Lübeck, Diplom-Designer und Dozent an einer Fotoschule, und Heiko Römisch (69), international erfolgreicher Amateurfotograf im Deutschen Verband für Fotografie (DFV) aus Reinbek und deutschlandweit als Juror unterwegs.

Die Bilder sind an diesem Nachmittag nur mit ihrem Titel und einer Ziffer versehen. Jedes Bild wird unter den Kriterien Idee, Gestaltung und Technik auf einer Skala zwischen 0 und 10 Punkten bewertet. Zu sehen sind Jahrmärkte und Stadtansichten, mystische Landschaftsaufnahmen, Straßenszenen, feiernde Menschen und quietschbunte Neonwerbung. Im Haus herrscht konzentrierte Stille, nur unterbrochen vom Knarren der alten Dielen, als die Juroren, ausgestattet mit Bewertungsbogen und Stift, von einem Foto zum nächsten wechseln.

Nach eineinhalb Stunden, die Wertungsbögen sind ausgefüllt und abgegeben, ziehen wir Bilanz. "Ich hätte es einfacher gefunden, auf einem Tisch die Fotos hin- und herschieben und vergleichen zu können", gesteht Juror Franz und bedauert wie ich auch, dass es nicht möglich war, Extrapunkte für den Gesamteindruck zu vergeben. Viele technisch durchaus hochwertige Fotos hatten wegen ihres Motivs bei der Jury keine Chance: Die Hamburger Speicherstadt bei Nacht ist nach wie vor schön, aber schon tausendfach abgelichtet.

Mein Tipp an Ausstellungsbesucher: Schauen Sie sich unbedingt auch "Die LichtBringer" von Astrid Sisewitsch, "Nachtfracht" von Inge Knol und "Sternenhimmel" von Heinrich Nubbemeier, der den Ausgangsbereich des Bremerhavener Einwanderermuseums abgelichtet hat, genauer an.