Feierstunde: Im November wird Bilanz gezogen

"Plattdeutsch ist kein Dialekt, es ist eine eigene Sprache", sagt Irene Schnoor. Die 75-Jährige hatte erst in den 1990er-Jahren in einem VHS-Kursus Plattdeutsch gelernt. Seit zehn Jahren gibt sie ihre Kenntnisse weiter - zunächst in einem Gesprächskreis im Rahmen des DHB-Netzwerk Haushalt, dann als Plattdeutsch-Beauftragte der Stadt.

Sie gründet, wie die übrigen Beauftragen im den Städten und Ämtern auch, eine Gesprächsrunde, die sich heute wieder um 17 Uhr in Schröders Hotel (Compestraße 6) trifft, und übt "Plattdüütsch" auch mit Kindern. Im Jahr 2008 sorgen sie und ihr Ehemann Jürgen mit einer Spende dafür, dass auf den zwölf Ortsschildern auch der Name "Swattenbeek" steht, nachdem sie dies zuvor in den politischen Gremien beantragt hatte. Auch die "Peerkoppel" im Neubaugebiet Brüggemannsche Koppel geht auf Schnoor zurück, die in ihrer Arbeit seit drei Jahren von Sabine Meyer unterstützt wird.

Am Mittwoch, 6. November, treffen sich die Plattdeutsch-Beauftragten zu einer Feierstunde in Siemers Gasthof in Breitenfelde, um eine Bilanz ihrer zehnjährigen Arbeit zu ziehen. Die fällt zwiespältig aus, gibt auch die Kreisplattdeutsch-Beauftragte Helga Walsemann zu. Zum einen gibt es ein gut funktionierendes Netzwerk mit 20 Beauftragten, die mit der Kirche, dem Zentrum für Niederdeutsch und dem niederdeutschen Beirat der Stiftung Herzogtum Lauenburg kooperieren und zahlreiche Veranstaltungen organisieren. Doch die Zahl der aktiven Sprecher nimmt weiter ab. "Das ist genau so, als ob sie eine Sportart betreiben und dann nicht dabei bleiben", bedauert Walsemann. Es sei ein Kampf gegen "Windmühlenflügel" bestätigt auch Meyer, die immer weniger Teilnehmer bei den Vorlesewettbewerben in Schulen und Kitas beklagt. Stattdessen sei im Zeitalter der Globalisierung Englisch oder Chinesisch gefragt, nicht aber die Sprache der Heimat. "Davon lassen wir uns nicht unterkriegen - unsere Generation zumindest noch nicht", sagt Walsemann, die von einer "Exotenrolle" des Niederdeutschen noch nichts wissen will.

Die Erfolge der "Plattsnacker"

2002: Helga Walsemann wird vom Kreistag zur "Beauftragten zur Förderung der niederdeutschen Sprache" berufen.

2003: Das Plattdeutsch-Forum, der Zusammenschluss aller Beauftragten in Städten und Kreisen, wird gegründet.

2005: Unter Schirmherrschaft von Kreispräsident Meinhard Füllner gibt es erstmals den Kindergarten-Wettbewerb "Lütte Lüüd snackt Platt".

2008: "Swattenbeek" erhält als bisher einzige Stadt im Kreis zweisprachige Ortsschilder. Im Kreis Stormarn zieht 2009 Glinde ("Glinn") nach.

2011: Band 187 der "Lauenburgischen Heimat" erscheint komplett "op Platt".