Unbequeme Denkmäler: Wie wollen wir uns erinnern?

An 364 Tagen im Jahr werden sie kaum beachtet. Nur einmal stehen sie im Rampenlicht: Am Volkstrauertag, der in diesem Jahr auf den 17. November fällt, versammeln sich an den Ehrenmalen Menschen, um an die Toten der Weltkriege zu erinnern. Doch es werden immer weniger. Kein Wunder, denn diese Denkmale sind unbequem: Aus den Feiern, im Jahr 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als "Volkstrauertag" eingeführt, wurden im Dritten Reich "Heldengedenktage".

"Unbequeme Denkmale" nennen deshalb Lauenburgischer Kunstverein und Heimatbund und Geschichtsverein ihr Projekt, mit dem sie den Missbrauch solcher Gedenkstätten durch Rechtsextremisten, aber auch unseren Umgang mit dieser Form der Erinnerungskultur thematisieren wollen (s.u.). Den gleichen Titel hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in diesem Jahr auch für den "Tag des offenen Denkmals" am 8. September gewählt.

Die Stiftung bezieht diesen Begriff jedoch nicht nur auf das Dritte Reich: Und auch in der Europastadt finden sich Gedenksteine, die "unbequem" sind. So erinnert eine Grabsäule am alten Markt an den Amtmann Friedrich-Wilhelm Compe, der für die Entwicklung des damaligen Dorfes Schwarzenbek so wichtig war, dass 200 Jahre später eine Straße und eine Schule nach ihm benannt wurden. Sein Grabstein allerdings präsentiert sich in keinem guten Zustand.

Das gilt auch für den Gedenkstein im Garten des Amtsrichterhauses: "Hitler, dat verdammte Swien, makt Krieg un all uns Jungs möt starven" - für diesen Satz (hochdeutsch: Hitler, das verdammte Schwein, macht Krieg und alle unsere Jungs müssen sterben) kam Sozialdemokrat Ernst Schefe am 20. Juli 1944 ins KZ Neuengamme, wo der damals 69-Jährige wenige Monate später beim "Frühsport" starb. Schefe war SPD-Ortsvorsitzender, Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter, der mit seiner Meinung über die Nazis nicht zurück hielt.

Nach dem Krieg bewahrten Heinrich Kraus und dessen Familie das Andenken an Schefe mit einer Gedenktafel auf ihrem Familiengrab auf dem Friedhof an der Uhlenhorst. Seit dem Jahr 2000 gibt es den "Schefe-Stein" am Amtsrichterhaus. Dem Vorschlag von Stadtarchivar Dr. William Boehart, die Gedenktafel am Rathaus aufzustellen, mochten die Politiker damals nicht folgen.