Windhunde: Vize-Europameisterin kommt aus Grabau

"Csalfa" und "Favorit" machen es sich auf der Küchenbank bequem, schmiegen sich gelassen an die weichen Polster und dösen in der Wärme vor sich hin. Sie begrüßen ihre Besucher ruhig, verstehen sich mit "Happy", der anderen Hündin des Hofes, und auch den Pferden von Marion Casemir-Flint bestens. Die beiden Hunde bellen kaum, geben sich souverän und selbstbewusst.

Eigentlich sind die beiden hochgewachsenen Tiere ideale Familienhunde, doch das ist nur eine Seite ihres Wesens: "Csalfa" und "Favorit" sind Windhunde - und diese beiden Hündinnen sind auch noch besonders schnell. Ihre Seele ist das Laufen. Bei Rennen und Coursings können sie all ihre Kräfte rauslassen, ihrem Urinstinkt der Jagd folgen. Die zweijährige Hündin "Favorit", die korrekt nach dem ungarischen Herkunftszwinger "Devaj 1976 Favorit" heißt, macht ihrem Namen alle Ehre und wurde im Juni Vize-Europameisterin im Coursing. Der "Deutsche Windhundzucht- und Rennverband" hatte Hund und Halterin zum Turnier auf der Halbinsel Pouch nahe Bitterfeld in Sachsen-Anhalt eingeladen.

Beim Coursing wird auf freiem Feld eine Rennstrecke ausgewiesen, bei der immer zwei Hunde derselben Rasse einem von einer technischen Vorrichtung ausgelegten "Hasen-Dummy" nachjagen. Der künstliche Hase besteht dabei meistens aus ein paar Flatterbändern. Anders als beim Rennen auf festen Bahnen, sind beim Coursing Umlenkrollen auf dem Feld befestigt. Darüber wird das Zugseil ausgelegt. So kann der "Hase" Haken schlagen und die Hunde werden mehr gefordert. Bei den Wettkämpfen wird aber nicht nur die Zeit genommen, sondern Richter bewerten außerdem Schnelligkeit, Eifer ("Hasenschärfe"), Intelligenz, Gewandtheit und Kondition. Bei der Europameisterschaft starteten 806 Windhunde verschiedener Rassen aus 19 Nationen auf vier Parcours.

Auch auf der Bahn ist die Hündin schnell: Beim Hansa-Union-Rennen auf der Bahn des Norddeutschen Windhundrennvereins (NWR) am Höltigbaum in Hamburg-Rahlstedt erreichte "Favorit" am 30. Juni ebenfalls einen zweiten Platz. "Favorit" absolvierte den 480 Meter langen Rundkurs in 32,65 Sekunden. Sie war also mit 53 Kilometern pro Stunde unterwegs. Casemir-Flint ist stolz auf ihre beide Tiere: "Es ist ihre erste Saison." In Deutschland dürfen Windhunde erst Wettkämpfe absolvieren, wenn sie mindestens 18 Monate alt sind. Ab einem Alter von acht Jahren ist für die Hunde dann die Renn-Karriere vorbei.

Die 45 Jahre alte Mediengestalterin, die auf ihrem Hof in Grabau auch Pferde züchtet und Mitglied im Reit- und Fahrverein Schwarzenbek ist, will mit ihren beiden Hündinnen auch weiterhin Rennen und Coursings laufen: "Solange es den beiden Spaß macht." Zum Training fährt sie auf die Bahn: "Oder die Hunde laufen angeleint mit, während ich mit dem Rad fahre."

Das nächste Rennen am Hamburger Höltigbaum ist das Windhund-Derby am 17. und 18. August.

www.nwr-hamburg.de