Feinbäckerei: Die Produktionshallen an der Meiereistraße sind verwaist, produziert wird jetzt in Sachsen

An dem Haus mit der Nummer 8 bis 10 hängt zwar noch das dunkelblaue Firmenschild der Gebrüder Lembcke GmbH & Co Gebäckspezialitäten, aber anstatt reger Betriebsamkeit herrscht dort traurige Stille. Die Hallen sind fast menschenleer, die Rollläden herunter gelassen. Auch "Lembckes Lädchen" mit dem Werksverkauf ist seit einigen Tagen geschlossen. Es duftet nicht mehr nach Schokolade, Vanille, Nüssen, Marzipan und zerlassener Butter. Die Traditionsfirma, die die Lembckes jahrzehntelang als ehrbare, hanseatische Kaufmannsfamilie führten, wurde 2009 an Andreas Coppenrath verkauft und zieht jetzt nach Großröhrsdorf in der Nähe von Dresden.

Dort kaufte Coppenrath das insolvente Unternehmen Freudenberg Dauerbackwaren, das jedoch über hochmoderne Backstraßen verfügt. Zum 1. Januar übernahm die neu gegründete "Confiserie Mellinia GmbH" das operative Geschäft der Freudenberg Dauerbackwarenherstellung und -vertrieb GmbH. Der Standort in Großröhrsdorf bleibt erhalten und das Angebot wird mit Pariser Herzen, Florentinern und Mandelsplittern von Lembcke erweitert.

Zehn Tage vor Weihnachten hatten die knapp 60 langjährigen Vollzeitkräfte und mehr als 20 Aushilfen in einer Betriebsversammlung von den Plänen erfahren - ein Schock kurz vor dem Jahresende. Viele Schwarzenbeker äußerten ihre Betroffenheit, Trauer und Entsetzen - geholfen hat es nicht. Während das Equipment größtenteils mitgenommen wird, gehen nur wenige Mitarbeiter mit nach Sachsen: Die meisten hätten nach Firmenangaben eine neue Arbeit gefunden.

Den Lembcke-Keksen folgen Produktionplaner Rainer Hardt und Qualitätsmanagerin Heike Klüver in das 7000 Einwohner zählende Städtchen Großröhrsdorf. "Ich werde zwischen meiner Heimatstadt Soltau und Großröhrsdorf pendeln", sagt Hardt. Die 107 Kilometer von Soltau nach Schwarzenbek konnte der studierte Betriebswirt bisher in einer guten Stunde zurücklegen, künftig werden es 456 Kilometer sein.