Schwarzenbek. Diese Nachricht schlug gestern an der Grabauer Straße wie eine Bombe ein: Der Leitz-Firmenverband, zu der auch die Fette GmbH gehört, wird aufgelöst.

Noch im Juni hatte der bisherige Vorstandsvorsitzende der Leitz-Gruppe, Dr. Dieter Brucklacher, zum 100-jährigen Bestehen der Fette GmbH eine Beschäftigungs- und Standortgarantie für die rund 1100 Beschäftigten des Werkzeug- und Tablettiermaschinen-Herstellers bis zum Jahr 2020 abgeben. Außerdem sicherte Brucklacher Investitionen der Firmengruppe in Höhe von 20 Millionen Euro für den Standort zu.

Während einer Informationsveranstaltung am gestrigen Mittag erfuhren die Mitarbeiter: Die beiden Eigentümerfamilien Brucklacher und Bengel wollen sich bis spätestens zum 30. Juni trennen. "Auch wir vom Betriebsrat haben es gerade erst erfahren. Die Nachricht ist zu neu, um sie zu kommentieren", sagte die Betriebsratsvorsitzende Ute Berbüsse.

Während die Familie Brucklacher das Stammunternehmen, die Leitz GmbH in Oberkochen, sowie die ebenfalls auf Holz, Holzwerkstoffe und Kunststoffe spezialisierten Firmen Bilz und Boehlerit behält, gehören die Unternehmen Kieninger, Belin, Onsrud und Fette künftig zur LMT-Gruppe (Leitz Metalworking Technology) der Familie Bengel. "Mit unserer Entscheidung schaffen wir die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Generationswechsel. Selbstverständlich machen wir auch in Zukunft operativ alles das gemeinsam, was sinnvoll und vorteilhaft für beide Seiten ist", erklärte Brucklacher gestern in Oberkochen, das weiterhin Stammsitz der beiden Unternehmensgruppen bleiben wird. Schwarzenbek werde durch diese Trennung als Standort eher noch gestärkt, so die Einschätzung eines Unternehmenssprechers: In der neuen LMT-Gruppe sei Fette ein wichtigeres Glied als in der alten Leitz-Gruppe. Zur vor sechs Monaten abgegebenen Beschäftigungsgarantie machte er keine Angaben.

Und gerade das ist ein Punkt, der für die Beschäftigten angesichts der aktuellen Kurzarbeit für 500 Mitarbeiter (wir berichteten) von Interesse sein dürfte. Hans-Joachim Delfs, Vorsitzender des Hauptausschusses, betonte: "Wir hoffen, dass die Entscheidung keine weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen auf Schwarzenbek und die Beschäftigten hat", sagte der Politiker. Bürgermeister Frank Ruppert war nicht zu erreichen, Andreas Thiede vom Stadtmarketing wollte die Entscheidung nicht kommentieren.

Bei der im Sommer von Bürgermeister Ruppert per Eilentscheidung vorgenommenen Umbenennung der Buschkoppel in Dr.-Brucklacher-Straße wird es aber wohl bleiben. Wie berichtet, hatte der Verwaltungschef dem Aufsichtsratschef beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens das Straßenschild feierlich überreicht. "Die Verdienste Brucklachers sind unbestritten, die Firma arbeitet auf sein Betreiben hin eng mit dem Gymnasium zusammen, um Nachwuchs für den Ingenieurberuf zu begeistern. Es gibt keinen Grund, die Straße schon wieder umzubenennen", so Delfs.