Lauenburg. Der Bund fördert das Projekt mit mehr als 240.000 Euro. Warum das Instrument aus Siebeneichen so besonders ist.

Hans Hartwig Ernst Graf von Bernstorf-Güldensteen muss ein großherziger Mensch gewesen sein. Er lebte von 1837 bis zu seinem Tod im Jahre 1898 auf Schloss Wotersen, dem damaligen Sitz der Familie. Das hielt den Adligen aber nicht davon ab, sich um die kleinen Gemeinden drumherum zu kümmern. Der Graf war Patron der Kirchengemeinde in Siebeneichen. So befand er eines Tages, eine Orgel müsse her – und zwar keine gewöhnliche. Kein Geringerer als der bekannte Orgelbauer Meyer aus Hannover sollte das Instrument für die St.-Johannis-Kirche bauen. Der heute noch existierende Vertrag über die Lieferung trägt das Datum 13. März 1847.

Das Gehäuse der Orgel ist heute noch erhalten, allerdings, so vermutet man, nicht mehr in der ursprünglichen Farbgebung. Klar ist, dass das Instrument selbst im Laufe der Zeit mehrfach verändert wurde. Möglicherweise hört es nur ein geübtes Ohr, aber Organist Cornelius Schneider-Pungs weiß um die Mängel. „Manchmal sind es nur Geräusche statt Klänge, die aus den Pfeifen kommen“, hat er festgestellt. Schon 2019 beschloss die Kirchengemeinde Siebeneichen daher, die Orgel zu sanieren.

Orgel in Siebeneichen stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Meyer

Jetzt kam die gute Nachricht: Der Bund fördert das Projekt aus einem Topf für Denkmalpflege. Die Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (SPD) und Konstantin von Notz (Grüne) hatten sich dafür ins Zeug gelegt. Auf dem Förderbescheid steht ein Betrag von 244.160 Euro.

Die Orgel in der Kirche St. Johannis muss von Grund auf saniert werden. Den historischen Pfeifen hat der Bleifraß zugesetzt.
Die Orgel in der Kirche St. Johannis muss von Grund auf saniert werden. Den historischen Pfeifen hat der Bleifraß zugesetzt. © Privat

Aber was macht das Instrument in der kleinen Kirchengemeinde so wertvoll, dass man sich sogar in Berlin dafür interessiert? „Dazu muss man um die Bedeutung der Orgelbauer Meyer wissen“, sagt der Organist. Als Eduard Meyer den Vertrag mit dem Grafen unterschrieb, war er 41 Jahre alt. Er war der Sohn des berühmten Hoforgelbauers Ernst Wilhelm Meyer und hatte sein Handwerk beim Vater von der Pike auf gelernt. Die Werkstatt führte er zwar mit seinem jüngeren Bruder, Eduard Meyer war aber der eigentliche Nachfolger seines Vaters.

Die Orgel in Siebeneichen war eine von etwa 100 Instrumenten, die die Gebrüder Meyer bis zum Ende ihres Schaffens 1870 bauten – unter anderem die große Orgel in der Hauptkirche St. Johannis zu Lüneburg. „Eduard Meyer baute die Instrumente im Gegensatz zu anderen Orgelbauern jener Zeit traditionell im Stil des Spätbarock“, weiß Kirchenmusiker Cornelius Schneider-Pungs, der das Instrument in Siebeneichen wie kein anderer kennt.

Fachgerechte Restaurierung kostet insgesamt etwa 500.000 Euro

In welcher persönlichen Verbindung Hans Hartwig Ernst von Bernstorf-Güldensteen zur berühmten Orgelbauerfamilie stand, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass die Kirchengemeinde Siebeneichen durch die großherzige Geste des Grafen an eine der wertvollsten Orgeln Norddeutschlands kam. „Man kann sagen, die Orgel wurde damals gesponsert und kann heute nur durch Sponsoren erhalten werden“, sagt der Organist.

Wie viel der Adlige damals bezahlt hat, steht nicht in dem Vertrag mit dem Orgelbauer. Cornelius Schneider-Pungs weiß aber, was die behutsame Sanierung des Instrumentes heute kostet. „Wir gehen von etwa 300.000 Euro aus. Mit den notwendigen begleitenden Maßnahmen am Gewölbe kommen wir auf 500.000 Euro“, sagt er. Nachdem vor vier Jahren die Sanierung der Orgel beschlossene Sache war, hat die Kirchengemeinde überall um Spenden geworben. Mit den Bundesmitteln aus dem Denkmalschutzprogramm sind inzwischen zwei Drittel des benötigten Geldes zusammengekommen.

Frühere Sanierungsversuche haben geschadet

Der große Sanierungsaufwand resultiert vor allem aus dem Zustand der Orgelpfeifen. 80 Prozent stammen noch aus der Werkstatt der Gebrüder Meyer. „Den Orgelpfeifen hat im Laufe der Zeit der Bleifraß zugesetzt. Der Verfall begann schon vor Jahrzehnten. Manch ein gut gemeinter Restaurierungsversuch stellt sich aus heutiger Sicht als kontraproduktiv heraus“, weiß der Organist. Oft wurden bei solchen „Rettungen“ Materialien verbaut, die nicht so langlebig sind wie die früherer Jahrhunderte. So verhält es sich übrigens auch mit der Orgel in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche. Hier müsste inzwischen das gesamte Innenleben ausgetauscht werden.

Einer der sich mit solchen Schäden auskennt, ist Jörg Bente aus Helsinghausen. Er hat sich mit dem Instrument bereits vertraut gemacht. Mit dem erfahrenen Orgelbauer hat die Kirchengemeinde Siebeneichen bereits einen Vorvertrag über die Sanierung der Meyer-Orgel geschlossen. Spenden dafür sind nach wie vor willkommen und erforderlich. Wer sich an dem Projekt finanziell beteiligen möchte, kann dafür das Konto der Kirchengemeinde Siebeneichen nutzen: IBAN DE38 2305 2750 0002 0019 85. Bitte den Betreff Orgelsanierung angeben.