Lauenburg. Bereits heute fehlen elf Allgemeinmediziner in der Region. Und der Mangel verschärft sich. Eine Stadt hat das Nachsehen.

Wer in Lauenburg wohnt und einen Hausarzt hat, sollte sich freuen. Neubürger müssen dagegen viel Glück haben: Entweder sie finden eine Praxis, die noch Patienten aufnimmt, oder sie werden nicht krank. In der Nachbarstadt Geesthacht ist das Thema Hausärztemangel in letzter Zeit hochgekocht. Hier gehen zwei Ärzte gleichzeitig in den Ruhestand, die in ihrer Praxisgemeinschaft bisher 2600 Patienten betreut hatten. Jetzt scheint sich dort eine Lösung abzuzeichnen. Das dürfte die Situation in Lauenburg allerdings nicht verbessern.

Beide Städte gehören für die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) nämlich zu einem Planbereich und zwar dem am schlechtesten versorgten in ganz Schleswig-Holstein. Insgesamt fehlen hier elf Hausärzte, um die ärztliche Versorgung einigermaßen sicherstellen zu können. Demnach sind beide Städte Konkurrenten bei der Werbung um Hausärzte, die gewillt sind, sich irgendwo niederzulassen.

Hausärztemangel: In Geesthacht zeichnet sich eine Lösung ab

In Geesthacht haben Politik und Verwaltung inzwischen ordentlich Wirbel gemacht, um die prekäre Situation zu entschärfen: Die SPD startete ein Unterschriftenaktion in der Fußgängerzone, die Grünen legten einen ganzen Katalog an Vorschlägen vor, und Bürgermeister Olaf Schulze berief einen runden Tisch mit Hausärzten, Apothekern und und Vertretern der KVSH ein.

So plötzlich zugespitzt hat sich in Lauenburg die Lage nicht. Wahrscheinlich kocht das Thema Hausärztemangel deshalb hier politisch noch auf kleiner Flamme. Die Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) hat sich das Thema allerdings schon seit Jahresbeginn auf die Fahne geschrieben und das Gespräch mit Vertretern der KVSH und Lauenburger Ärzten gesucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Der Versorgungsgrad mit Hausärzten im Planungsbereich liegt bei 90,8 Prozent.

Fördermaßnahmen der KVSH erst bei Quote unter 90 Prozent

Erst wenn die Quote unter 90 Prozent fällt sind besondere Fördermaßnahmen durch die Kassenärztliche Vereinigung vorgesehen. Gibt es für die beiden ausscheidenden Ärzte in Geesthacht Ersatz, wird die jetzige Versorgungsquote nicht unterschritten. Damit dürfte sich das Problem allerdings nur verschieben.

„Etwa 40 Prozent der Hausärzte in unserem Planbereich sind über 60 Jahre alt und scheiden somit in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben aus“, weiß Niclas Fischer, Fraktionsvorsitzender der Lauenburger Wählergemeinschaft. Wann genau die Ärzte in Pension gehen, weiß man allerdings nicht. Bei niedergelassenen Ärzten gibt es kein gesetzliches Renteneintrittsalter.

Niclas Fischer (LWG) drängt auf Lösungen beim Thema Hausarztmangel in Lauenburg.
Niclas Fischer (LWG) drängt auf Lösungen beim Thema Hausarztmangel in Lauenburg. © Privat | Privat

Familienfreundliche Angebote für junge Mediziner

„Fest steht, dass es Ärzte kaum in Gebiete mit einer schwachen Infrastruktur zieht. Wenn wir punkten wollen, müssen wir also lukrative Angebote machen“, sagt Fischer. Dazu gehören aus seiner Sicht nicht nur ein Wohnraumangebot oder ausreichend Betreuungsplätze für die Kinder, sondern auch attraktive Möglichkeiten zu praktizieren.

Für die nächste Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag, 25. Mai, reicht die LWG-Fraktion einen entsprechenden Antrag ein. Neben den familienfreundlichen Angeboten für junge Ärzte müssten auch Alternativen zur klassischen Selbstständigkeit in die Überlegungen einfließen. Hintergrund: Anders als früher ist eine eigene Praxis heute nur noch der Traum weniger Ärzte. Budgetierung, bürokratische Abrechnungsmodalitäten und Personalverantwortung schrecken viele ebenso ab wie familienunfreundliche Arbeitszeiten.

Die LWG bringt deshalb die Möglichkeit einer kommunalen Beteiligung an einem medizinischen Versorgungszentrum ins Spiel. Zusätzlich sollten Kooperationsmöglichkeiten mit regionalen Gesundheitsanbietern geprüft werden. Alternativ müsste Lauenburg attraktive und kostengünstige Praxisräume anbieten. Dies könnte aus Sicht der LWG über die Stadtbetriebe erfolgen.

Mit finanziellen Anreizen Lauenburg interessant machen

Eine weitere Möglichkeit, junge Mediziner für Lauenburg zu interessieren, könnte aus Sicht der LWG die Vergabe von Stipendien an Medizinstudenten sein, die sich im Gegenzug verpflichten, für eine gewisse Zeit in Lauenburg zu arbeiten. Solche Nachwuchsprojekte gibt es in Deutschland bereits. In dem Portal www.lass-dich-nieder.de finden Medizinstudenten entsprechende Angebote.

Die Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag, 25. Mai, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung (Fürstengarten 29). Die Kommunalwahl (14. Mai) ist dann bereits entschieden – und damit auch die Zusammensetzung der neuen Stadtvertretung. Bis zu ihrer konstituierenden Sitzung tagt der Hauptausschuss noch in alter Besetzung. Auch wenn die Wahl dann bereits gelaufen ist, dürften die Fraktionen offen für das Thema Hausärztemangel sein. Nicht nur im Wahlprogramm der LWG, sondern auch in denen von CDU, SPD und Grünen spielt das Thema „Ärztliche Versorgung in Lauenburg“ eine Rolle.

Wer aus erster Hand erfahren möchte, wie es um die ärztliche Versorgung im Kreis Herzogtum Lauenburg steht, kann sich darüber am Freitag, 5. Mai, in Geesthacht informieren. Um 17 Uhr beginnt im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) ein öffentliches Fachgespräch mit Dr. Svante Gehring, dem Vorstandsvorsitzenden der Ärztegenossenschaft Nord.