Lauenburg. Muss ein historischer Raddampfer unbedingt auf Elektroantrieb umgerüstet werden? Das wäre unser Vorschlag...

Bald ist es vorbei mit der Winterruhe für Lauenburgs schwimmendes Wahrzeichen. Am Ostermontag startet der historische Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ in die Saison – und die beginnt gleich mit einem Knaller: Dann erreicht nämlich das Flaggschiff der sächsischen Dampfschifffahrt, die „Dresden“, Lauenburg. Der „Kaiser“ fährt der alten Lady ein Stück entgegen. Gegen 13 Uhr treffen beide Schiffe in Hitzacker zusammen. Gemeinsam geht es dann nach Lauenburg, wo sie sicher von vielen Schaulustigen erwartet werden.

So weit, so richtig. Bei allem anderen, was jetzt, folgt, sind wir am 1. April bei der Berichterstattung etwas kreativer vorgegangen als üblich. Dass der historische Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ künftig elektrisch fährt, mag manches Menschen Wunsch sein, der dem Zeitgeist entspricht. Aber: Es stimmt nicht. April, April!

„Kaiser Wilhelm“: Hat die alte Dampfmaschine ausgedient?

Anwohner der Elbstraße dürften das Spektakel mit gemischten Gefühlen erwarten: Zwei Dampfschiffe, die Ruß und Qualm in die Frühlingsluft speien! Doch Kapitän Markus Reich und seine Crew waren in der Winterpause nicht untätig. Man muss allerdings schon genau hinschauen, um die dunkel glänzenden Platten zu entdecken, die auf dem Sonnendeck und an den Radkästen der Schaufelräder montiert wurden. Es handelt sich dabei um sogenannte polykristalline Solarzellen.

Mit diesen Bauteilen ist es möglich, Strom direkt aus dem Sonnenlicht erzeugen. Nicht nur die Bordelektrik wird von den Solarzellen gespeist, auch die Dampfmaschine hat ausgedient: In den Radnaben der Schaufelräder sitzen jetzt kräftige Elektromotoren für den Antrieb.

Akkus im ehemaligen Kohlebunker

Im ehemaligen Kohlebunker sind für den Notfall die Akkumulatoren untergebracht. Die schweren Batterien sorgen zusätzlich dafür, dass der Schwerpunkt des Schiffes weiterhin möglichst tief liegt. Bei Sonnenschein laufen die Motoren der Schaufelräder vollständig über die Einspeisung durch die Solarzellen. Kleiner Trost für Nostalgiker: Die Dampfmaschine selbst bleibt erhalten. Die wird in Zukunft aber von einem kleinen Elektromotor angetrieben. Auch der Smutje muss sich umstellen: Ab jetzt wird in der Kombüse auf modernen Induktionskochfeldern gekocht.

Im Rumpf des „Kaisers“ hat sich nach der technischen Umrüstung vieles verändert. Kapitän Markus Reich erklärt das Prinzip des neuen Antriebs.
Im Rumpf des „Kaisers“ hat sich nach der technischen Umrüstung vieles verändert. Kapitän Markus Reich erklärt das Prinzip des neuen Antriebs. © Elke Richel | Elke Richel

Fotofreunde müssen auf tolle Motive nicht verzichten

Und was ist mit dem rauchenden Schornstein und der Dampfpfeife? Diese Effekte sind schließlich unverzichtbar für Film- und Fotofreunde. „Das Problem haben wir gelöst“, sagt Kapitän Markus Reich lachend und verrät: „Im Schornstein gibt es jetzt eine Vorrichtung für eine Rauchpatrone, sodass wir fürs Foto den Schornstein qualmen lassen können.“ Die Dampfpfeife wollte die Crew erst durch einen Druckkammerlautsprecher ersetzen lassen, hat sich dann aber für einen kleinen Kompressor entschieden, sodass sie genauso funktioniert wie mit Dampf betrieben.

Fast alle aus der Mannschaft haben inzwischen einen Aufbaulehrgang Elektrotechnik besucht. „Wenn die Sonne scheint, kommen wir locker bis nach Hitzacker und zurück“, weiß der Kapitän. Bei Schietwetter setzt er die Stützbatterien ein, aber dann ist in Bleckede erst mal Schluss. Bleibt also nur, in dieser Saison auf viele Tage „Kaiser-Wetter“ zu hoffen.