Lauenburg. In der Marina Lauenburg herrscht bereits Hochbetrieb. Viele Skipper machen klar Schiff. Und dann schaut ein besonderer Gast vorbei.

Hafenmeisterin Yildiz Frühauf kennt das schon: Wenn Anfang März die Sonne wieder etwas höher steht, rücken die Freizeitkapitäne an. Es juckt ihnen in den Fingern, schließlich bleibt einiges zu tun, die Boote startklar zu machen. Und selbst wenn sich diesmal vor Saisonstart der Aufwand in Grenzen hält, kommen die Skipper jetzt zur Marina Lauenburg. Die Sehnsucht nach der Freiheit auf dem Wasser ist groß.

Für Yildiz Frühauf, die seit 20 Jahren die Marina betreibt, ist das mit die aufregendste Zeit des Jahres: Die Wintersaison haben sie und ihr Mann Martin genutzt, um klar Schiff zu machen: Für den Beachclub haben sie feinen, weißen Sand anfahren lassen, die neuen Möbel in der Chill-Lounge warten auf ihren Auftritt. Und dann ist da ja auch noch das eigene Boot: geschunden von zahlreichen Anfängern, die darauf für den Bootsführerschein übten. Es wird gerade generalüberholt.

Marina Lauenburg: Skipper bereiten sich auf neue Saison vor

Für Karsten Meins ist es ein besonderer Tag. Seine „Bailando“ liegt noch in der Werfthalle im Winterquartier. „Wenn ich die Plane abziehe, beginnt für mich die Saison“, sagt der 56-Jährige. Es sei noch allerhand zu tun, aber in diesem Jahr eher Kleinigkeiten: Ölwechsel, Großputz und ein paar Verschönerungen. „Zum Glück habe ich den neuen Unterbodenanstrich im vergangenen Jahr erledigt“, erzählt er. Das wäre nämlich jetzt eine schwierige Gratwanderung. Wenn es noch mal Frost geben sollte, würde die Farbe nicht halten. „Aber so ist das halt, wir können die Natur nicht beeinflussen. Das macht ja auch den Reiz aus, die Freizeit auf dem Wasser zu verbringen“, sagt er.

Die „Bailando“ ist das dritte Boot des Lauenburger Skippers. Den klangvollen Namen hatte es schon, als Karsten Meis es vor ein paar Jahren kaufte. Er und seine Frau haben keine Sekunde darüber nachgedacht, dem Boot einen anderen Namen zu geben. Skipper sind wohl immer auch ein bisschen abergläubisch. „Das würde Unglück bringen“, ist Karsten Meins überzeugt. Große Touren hat das Ehepaar in diesem Jahr nicht vor. „Die Lauenburger Marina ist ein idealer Ausgangspunkt für verlängerte Wochenenden, an denen man immer wieder Neues entdeckt“, sagt er.

Karsten Meins zieht die Plane von seinem Boot “Bailando“ ab. In zwei Wochen geht es ins Wasser. Bis dahin sind noch ein paar Verschönerungsarbeiten nötig.  
Karsten Meins zieht die Plane von seinem Boot “Bailando“ ab. In zwei Wochen geht es ins Wasser. Bis dahin sind noch ein paar Verschönerungsarbeiten nötig.   © Elke Richel | Elke Richel

Heiko Flindt lässt sein Boot über Winter im Wasser liegen

Nicht nur in der Bootshalle sind die Skipper derzeit am Werkeln. Heiko Flindts „Werra“ blieb den Winter über an seinem Liegeplatz in der Marina. Und wenn das Hafenbecken in diesem Jahr fest zugefroren wäre? „Keine Sorge. Das ist ein Stahlschiff. Das kann einiges ab“, sagt der Büchener Skipper. Außerdem braucht er auch im Winter ab und zu eine Auszeit, in der er den schwankenden Boden seines Schiffes spürt. „Ich gehe an Bord, und der gesamte Arbeitsstress ist vergessen. Das kann wahrscheinlich nur nachvollziehen, wer selbst ein Boot hat“, vermutet er.

Als der 56-Jährige 2003 die beiden Bootsführerscheine See und Binnen machte, reichte das Geld hinten und vorn nicht für ein eigenes Schiff. „Meine Frau und ich haben dann ab und zu mal ein Boot gechartert. Aber das ist nicht dasselbe, wie Kapitän auf dem eigenen Schiff zu sein“, sagt er. Die Namensgleichheit mit dem berüchtigten Captain Flint im Roman „Die Schatzinsel“ – nur Zufall natürlich.

Den Frühjahrsputz auf seinem 2003 gebauten Motorkreuzer hat Heiko Flindt schon erledigt. Die Hinterlassenschaften von Millionen Insekten sind beseitigt, die hölzerne Innenverkleidung ist neu lackiert. Gerade hat er die elektrische Toilette eingebaut – ein Zugeständnis an Frau und Tochter. Auch er plant für dieses Jahr eher kleine Touren: Nach Güster zum Beispiel und am nächsten Tag zurück. Das bringe Erholung wie ein Langzeiturlaub.

Heiko Flindt lässt sein Boot „Werra“ auch im Winter im Wasser. Er braucht den „Tapetenwechsel“ auch außerhalb der Saison.  
Heiko Flindt lässt sein Boot „Werra“ auch im Winter im Wasser. Er braucht den „Tapetenwechsel“ auch außerhalb der Saison.   © Elke Richel | Elke Richel

Und dann schaut auch noch Seehund Fredo vorbei

Egal, ob in der Bootshalle oder auf dem Wasser: Für die Skipper, die ihre Boote in der Marina Lauenburg liegen haben, ist die Zeit vor dem Saisonstart immer eine besondere. „Wir haben alle einen Spleen. Es ist völlig egal, ob du ein zwölf Meter langes Luxusboot hast oder ein altes Anfängerschiff, es gibt immer ein großes Hallo. Hier ist niemand mehr wert als der andere“, sagt Heiko Flindt.

Entspannt geht es gerade zu in der Marina. Wer einen Kaffee fertig hat, bringt den vorbei. Dann fachsimpelt man oder tauscht sich über das Wetter aus. Vom großen Ansturm ist noch nichts zu merken. Doch der kommt in dieser Saison bestimmt. Schon jetzt jongliert Hafenmeisterin Yildiz Frühauf Liegeplätze hin und her. Immerhin hat die Marina 70 Gast- und Dauerliegeplätze. „Wenn uns die Wasserstände keinen Strich durch die Rechnung machen, wird das eine tolle Saison“, ist sie sich sicher.

Und dann lässt er sich doch noch blicken: Seehund Fredo, inzwischen deutschlandweit bekanntes Maskottchen der Lauenburger Marina. Lässig schwimmt die kleine Robbe an die Slipanlage. Yildiz Frühauf hat ihren Lieblingsplatz mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, um das Tier vor allzu neugierigen Besuchern zu schützen. Ob Fredo ahnt, dass es in der Lauenburger Marina mit der Ruhe bald vorbei sein wird?

Seehund Fredo ist inzwischen das Maskottchen der Lauenburger Marina. Er sonnt sich auf der Slipanlage und lässt sich von dem Treiben der Skipper nicht stören. 
Seehund Fredo ist inzwischen das Maskottchen der Lauenburger Marina. Er sonnt sich auf der Slipanlage und lässt sich von dem Treiben der Skipper nicht stören.  © Elke Richel | Elke Richel

Schönheitskur für den Beachclub an der Marina

Das sogenannte Kranen in der Marina Lauenburg ist inzwischen zu einem stadtbekannten Spektakel geworden. Yildiz Frühauf, die auch den Skippertreff betreibt, hat schon jede Menge Buchungen für das Frühstücksbüfett entgegengenommen, das sie traditionell an diesem Tag aufbauen lässt. Schließlich ist es ziemlich beeindruckend zu erleben, wenn die teilweise großen Boote aus der Bootshalle ins Wasser gehievt werden. „Das ist für mich immer der Start in die Saison“, sagt die 48-Jährige.

Immer in der Winterpause tüfteln sie und ihr Mann Martin Frühauf an neuen Ideen. Diesmal haben sie sich den Beachclub vorgenommen. Obwohl noch eine Schneeschicht auf der Anlage liegt, sieht die quirlige Hafenmeisterin das schon alles vor sich: Palmen in Kübeln umrahmen den weißen Sandstrand, Gäste schlürfen in den neuen Liegestühlen ihre Cocktails. Und wann ist Zeit für Törns im eigenen Boot? Yildiz Frühauf winkt ab: „Das findet sich. Im September wird es wieder ruhig hier. Dann genießen wir unser Leben als Skipper“, sagt sie lachend.