Lauenburg. Wer hätte das gedacht? Es waren doch keine Gerüchte um das Busunternehmen Fortuna, das regelmäßig zu Verkaufsfahrten einlädt. Dabei bringen die geschulten Mitarbeiter doch nur lebenswichtige Produkte an den Mann oder die Frau. Wer kann schon von sich behaupten, auf einen Wärmofix oder eine Wunder-Watch verzichten zu können? Aber man munkelte ja schon lange, dass mit dem windigen Veranstalter irgendwas nicht stimmte. Und wo war eigentlich der Busfahrer vom vergangenen Jahr?
„Kaffeefahrt mit Schuss“ heißt das neue Stück des Hamburger Ensembles Eventtainment, das jetzt im Lauenburger Schifferhaus Premiere feierte. So viel sei vorweg genommen: Am Ende gab es minutenlangen Applaus und das Rätsel um den verblichenen Busfahrer war auch gelöst. Wirt Sönke Ellerbrock hatte wieder den richtigen Riecher gehabt, das Ensemble zu seinem diesjährigen Krimi-Dinner einzuladen.
Wer trachtete dem Busfahrer nach dem Leben?
Anfangs mussten sich die Besucher ganz schön konzentrieren, um der Handlung zu folgen. Und immer, wenn man glaubte, die eine oder andere Figur durchschaut zu haben, gab es eine Pause und der nächste Gang des Krimi-Dinners wurde serviert. Autor und Regisseur Thomas Trautmann hatte ein Netz von Handlungssträngen gewoben. Eigentlich hatte jeder ein Motiv, Busfahrer Theo von Wallrabenstein um die Ecke zu bringen: die trauernde Witwe, die die fette Lebensversicherung kassierte, der Sohn, der jetzt das Luxusauto fährt und die angebliche Geliebte, von Theo eiskalt abserviert. Und was war mit dem Pastor, der ein Doppelleben führt oder mit der Möchtegern-Journalistin, die nach Höherem strebt?
Doch alle hatten für die Zeitpunkt ein Alibi, an dem Theo von der Treppe im Stundenhotel auf St. Pauli gestoßen wurde. Der war nämlich alles andere, als der biedere Familienvater, für den ihn zu Lebzeiten alle hielten. Überhaupt war plötzlich alles anders, als es zu Beginn der Vorstellung schien. Als das Dessert serviert wurde, war die Verwirrung der Besucher perfekt. Doch das gehört zum Konzept des Krimi-Dinners, zu dem Sönke Ellerbrock einmal im Jahr ins Schifferhaus einlädt.
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Nur wenige Besucher lösten das Rätsel
Während die Besucher das Vanillemouse löffelten, diskutierten sie angeregt das bisherige Geschehen: Wer hatte das größte Motiv? Welches Alibi war erstunken und erlogen? Viel Zeit blieb nicht, den bereitgelegten Zettel auszufüllen, den der Veranstalter der Kaffeefahrt schnell einkassierte. Fürchtete er, aufgeflogen zu sein? Am Ende hatten im ausverkauften Schifferhaus nur vier Besucher die richtige Lösung gefunden. Und auch die Autorin dieses Artikels hat komplett daneben gelegen.
Die Aufführung „Kaffeefahrt mit Schuss“ in Lauenburg war die 13. Premiere, die Thomas Trautmann mit seinem Ensemble feierte. Auch diesmal gelang es den Schauspielern während der gesamten Zeit in ihrer Rolle zu bleiben – auch in den Pausen, wenn der eine oder andere Besucher sich einen Tipp erhoffte. Bemerkenswert, wie überzeugend die Darsteller die Vielschichtigkeit ihrer Figuren spielten und dem Zuschauer damit immer neue Rätsel aufgaben. Weitere Informationen zum Stück und weiteren Aufführungsorten gibt es auf der Seite www.tt-eventtainment.de.
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