Lauenburg. Wer nicht gut zu Fuß ist, hat in Lauenburg wenig Chancen, Politiker live zu erleben. Doch das könnte sich bald ändern.

Wenn in Lauenburg die Stadtvertretung tagt, sind die Zuschauerreihen auch dann manchmal leer, wenn die Themen viele Bürger ansprechen dürften. Behindertenbeauftragter Siegfried Betge hat einen Grund dafür ausgemacht. „Ich höre immer wieder, dass Leute gern kommen würden, aber es bis zur Albinus-Gemeinschaftsschule nicht schaffen“, sagt er. Schließlich gibt es keine Busverbindung, und selbst wer sich zu Fuß auf den Weg macht, muss sehr aufpassen, im Dunklen nicht auf dem unebenen Weg bis zur Schule zu stolpern. Der Behindertenbeauftragte ist seit Langem ein Verfechter davon, die Sitzungen der politischen Gremien per Livestream zu übertragen.

Der SPD-Ortsvorsitzende Immo Braune sprach das Thema jetzt in der Einwohnerfragestunde vor der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses an. Insbesondere die Bauarbeiten vor der Schule würden vielen Menschen den Zugang zum Sitzungsort erschweren. „Leider gibt es in Lauenburg keinen genügend großen Saal für die Sitzungen, an denen auch interessierte Zuschauer teilnehmen können“, sagte Bauamtsleiter Christian Asboe. Über die Möglichkeit Sitzungen künftig per Livestream zu übertragen, könne man aber nachdenken.

Technische Voraussetzungen sind in Lauenburg gegeben

An der erforderlichen Technik dürfte es jedenfalls nicht scheitern. „Wir haben jetzt alle Voraussetzungen geschaffen, um Ausschusssitzungen künftig digital abhalten zu können“, hatte Bürgermeister Andreas Thiede im Februar dieses Jahres von den Stadtvertretern erklärt. Reine Online-Sitzungen hatte die Politik damals aber mehrheitlich abgelehnt. Sogenannten Hybridveranstaltungen standen die Fraktionsvorsitzenden aller Partein auf Nachfrage allerdings offen gegenüber, sofern die rechtlichen Voraussetzungen geklärt seien. In diesem Format findet die Sitzung wie gewohnt statt, und auch Besucher können vor Ort sein. Zusätzlich kann man sich aber von zu Hause aus einwählen und den Verlauf der Sitzung verfolgen.

Ein Beispiel für eine solches Format war die Veranstaltung zur den Neubauplänen der Lauenburger Elbbrücke im November vergangenen Jahres. Der Infoabend war gut besucht, gleichzeitig hatten sich zahlreiche Interessierte von zu Hause aus zugeschaltet.

Für Siegfried Betge ist es ein Grundsatz der Demokratie allen Bürgern, die es wünschen, die Teilnahme an den Sitzungen der politischen Gremien zu ermöglichen. „Wenn behinderte Menschen wegen der örtlichen Gegebenheiten nicht direkt dabei sein können, muss ihnen der digitale Zugang ermöglicht werden“, ist er der Meinung.