Lauenburg. Aus einem Sparzwang heraus hatte die Stadt die Unterstützung eingestellt. Dabei gab es auch im Kreis viele Fälle häuslicher Gewalt.

Die Entscheidung war der Not geschuldet: Im Jahre 2011 war Lauenburg in einer miserablen finanziellen Lage. Im Rahmen der Konsolidierung standen auch die freiwilligen Leistungen der Stadt auf dem Prüfstand. Einige blieben bestehen, andere wurden von der Politik gekippt, so auch die Zuwendungen für die Frauenberatungsstelle des Kreises in Schwarzenbek. Damit war Lauenburg die einzige Stadt im Kreis, die dem Trägerverein Frauen in Not keinen finanziellen Ausgleich zahlte – und damit auch die einzige, in der es keine Beratung vor Ort mehr gab.

Im Februar dieses Jahres beschloss die Stadtvertretung, im Doppelhaushalt 2022/2023 wieder Mittel dafür einzustellen. Die Stadt zahlt an die Frauenberatungsstelle des Kreises jährlich 3240 Euro. Dafür gibt es zwei monatliche Sprechstunden in der Stadt von jeweils vier Stunden. Darüber hinaus erhält der Verein Frauen in Not eine jährliche Unterstützung von 1600 Euro.

Häusliche Gewalt: 446 Frauen aus dem Kreis meldeten sich im Jahr 2020 beim Verein

Der Verein hat sein Versprechen gehalten: Regelmäßige Sprechstunden gibt es in Lauenburg schon seit Februar wieder. Doch die Resonanz ist verhalten. „Vielleicht haben wir unser Angebot bisher nicht genügend bekannt gemacht“, sagt Mariana Schneider selbstkritisch. Das soll sich jetzt ändern. Auch wenn es wegen der Sommerpause bis September keine offenen Sprechstunden vor Ort gibt, können Lauenburger Frauen und Mädchen ab 14 Jahren in Notsituationen jederzeit telefonisch einen Beratungstermin vereinbaren.

Wie wichtig die Arbeit der Frauenberatungsstelle ist, zeigen nüchterne Zahlen: 446 Frauen aus dem Kreis hatten 2020 Hilfe in der Beratungsstelle des Vereins gesucht. Die meisten von ihnen waren Opfer häuslicher Gewalt geworden. In solchen Fällen sind die Beraterinnen oft die Ersten, denen sich die Betroffenen anvertrauen. Sie vermitteln Hilfsangebote oder einen Platz im Frauenhaus und machen den Frauen Mut für einen Neustart.

Nicht alle betroffenen Frauen können einfach so heimlich nach Schwarzenbek fahren

Gleichstellungsbeauftragte Friederike Betge begrüßt die Entscheidung der Stadtvertreter, die Frauenberatung in Lauenburg wieder zu ermöglichen. „Das war überfällig. Nicht alle betroffenen Frauen können mal einfach so heimlich nach Schwarzenbek fahren, um sich Hilfe zu suchen“, sagt sei. Bei den Beraterinnen finden die Frauen kompetente Hilfe. Neben ihrer Ausbildung als Sozialpädagogen haben sie sich alle auf dem Gebiet der Traumaverarbeitung weitergebildet. Die Gespräche erfolgen vertraulich.

Der nächste offene Beratungstermin in Lauenburg ist erst für Dienstag, 20. September, vorgesehen. Der Verein Frauen in Not ist aber ohne Sommerpause 24 Stunden am Tag unter Telefon 04151/813 06 erreichbar.