Lauenburg. Der Förderverein des Lauenburger Künstlerhauses hat eine neue Leiterin. Warum die Stuttgarterin nicht zögerte, das Amt zu übernehmen.

„Ich bin ja das beste Beispiel dafür, dass eine besondere kulturelle Stätte auf Menschen von außerhalb eine große Anziehungskraft haben kann“, sagt Ingrid Bussmann. 2017 war die 73-Jährige von Stuttgart nach Lauenburg gezogen. Aus familiären Gründen, aber auch, weil sie sich vorher ihre neue Wahlheimat genau angeschaut habe, wie sie betont. Denn eines sei ihr schon damals klar gewesen: Ihr Ruhestand in Lauenburg würde nicht darin bestehen, nur die Beine hochzulegen. Seit Kurzem ist Ingrid Bussmann Vorsitzende des Fördervereins Künstlerhaus Lauenburg.

Neuland betritt die Germanistin und Diplom-Bibliothekarin dabei nicht. Nach Beendigung ihrer beruflichen Laufbahn hatte sie schon einmal eine Stipendiatenstelle geleitet. Zwischen 2014 und 2018 war Ingrid Bussmann Vorsitzende des Förderkreises Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg und des Vereins Stuttgarter Schriftstellerhaus, eine Stipendiatenstätte für Autorinnen und Autoren.

Lauenburger Künstlerhaus als Imagefaktor für die Stadt

Als Ingrid Bussmann 2017 nach Lauenburg zog, gab es Corona noch nicht. Anders erging es Claudia Lichnau, die 2020 ihre Umzugskartons in der Schifferstadt auspackte. „Ich war auf der Suche nach neuen Kontakten. Und obwohl zu dieser Zeit pandemiebedingt an Veranstaltungen nicht viel möglich war, hat mich die kulturelle Szene in der kleinen Stadt Lauenburg sehr beeindruckt“, erzählt sie. Auch weil sie diese Begeisterung teilten, hatten Ingrid Bussmann und Claudia Lichnau sofort einen Draht zueinander. Lichnau ist heute die zweite Vorsitzende des Fördervereins Künstlerhaus.

So möchten die beiden Frauen das Künstlerhaus auch verstehen: als Begegnungsstätte für kunst- und kulturinteressierte Lauenburger. „Es gab in der Vergangenheit ja schon einige Aktionen, an denen die Bewohner der Stadt beteiligt waren. Ich denke da an die offenen Ateliers oder Workshops für Kinder. Daran wollen wie unbedingt anknüpfen“, sagt Ingrid Bussmann. Sie könne sich im Künstlerhaus aber auch regelmäßige Treffen von Menschen vorstellen, für die Schreiben ein Hobby ist.

Vor der Tür von Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nicht Halt gemacht

„In erster Linie sind wir natürlich eine Stipendiatenstätte. Ich bin beeindruckt, dass uns hier in Lauenburg Bewerbungen aus der ganzen Welt erreichen“, sagt sie. Das sei ein großer Imagefaktor für die Stadt.

Bei aller Begeisterung für das Künstlerhaus weiß Ingrid Bussmann aber auch, dass dem Förderverein seit Jahren einige Probleme auf den Nägeln brennen. Ihre Vorgängerin Ulrike Mechau-Krasemann war 17 Jahre lang das Gesicht des Fördervereins. Und sie hatte immer alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die international anerkannte Stipendiatenstelle für Künstler verschiedener Genres zu erhalten. Selbst vor der Tür des damaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen hatte sie im Interesse der Einrichtung nicht Halt gemacht.

Künstlerische Leiterin des Hauses hat nur eine halbe Stelle

Mit der selben Hartnäckigkeit hatte sich Ulrike Mechau-Krasemann für die Stadtgalerie stark gemacht, die im vergangenen Jahr im Nachbargebäude des Künstlerhauses eröffnet werden konnte.

Überraschend kam deshalb ihre Ankündigung im Januar: Sie wolle die Verantwortung für den Förderverein abgeben, sagte Ulrike Mechau-Krasemann vor dem Ausschuss für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur. Und sie gab den Politikern noch etwas auf den Weg: „Die künstlerische Leiterin des Hauses hat nur eine halbe Stelle. Damit lässt sich kein Ausstellungsprogramm auf die Beine stellen.“ Vieles hätten die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins abgedeckt – und sich zeitweise sogar vor dem Putzen der Toiletten nicht gescheut.

Zuschuss der Stadt in Höhe von 22.000 Euro trägt Sperrvermerk

„Würde sich unsere künstlerische Leiterin, Marita Landgraf, nicht auch noch über ihre Arbeitszeit hinaus engagieren, wäre es unmöglich, die Stipendiaten zu betreuen und die Ausstellungen für die Stadtgalerie zu organisieren“, weiß auch Ingrid Bussmann.

Im Doppelhaushalt der Stadt 2022/2023 ist ein Zuschuss für das Künstlerhaus in Höhe von 22.000 Euro vorgesehen. Allerdings ist die Summe mit einem Sperrvermerk versehen. Voraussetzung ist, dass sich das Land und der Kreis zu je einem Drittel beteiligen.