Lauenburg

Lauenburgs Schloss ist tatsächlich nur ein Amtshaus aus dem Jahr 1709

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Forschung Prof. Dr. Wichmann von Medings Beiträge zur Stadtgeschichte

Lauenburg.  Wenn es um das Schloss geht, schlagen in Lauenburg die Wellen hoch: Vor vier Jahren hatte die Initiative „Bürger für das Schloss“ mehr als 1000 Unterschriften gesammelt, um einen Bürgerentscheid über die Frage zu erwirken, ob das Schloss in kommunaler Hand bleiben soll oder nicht. Und auch heute ist Grundsatz aller Überlegungen um die künftige Nutzung: Das Schloss muss öffentlich zugänglich bleiben.

Prof. Dr. Wichmann von Meding bleibt in dieser Frage gelassen: Von Schloss könne bei dem Gebäude überhaupt keine Rede sein. Es gebe in der Stadt nicht nur wesentlich ältere, sondern auch bedeutendere Gebäude. Über zwölf Jahre setzte sich der Historiker mit der Geschichte der Stadt auseinander. Für sein 2006 erschienenes Buch „Stadt ohne Land am Fluss“ hat er in Archiven von Stockholm bis Karlsruhe recherchiert. Natürlich kam der heute 80-Jährige dabei auch nicht an der Geschichte des Lauenburger Schlosses vorbei.

Aus Trümmern errichtet

An dem Gebäude, in dem sich heute die Stadtverwaltung befindet, gibt es eine Hinweistafel: „Das Lauenburger Schloß, dessen Rest heute als Rathaus und Amtsgebäude dient, entstand im Jahre 1182“, steht darauf unter anderem geschrieben. „Das ist Unsinn“, schimpft von Meding. „Das Haus, in dem heute der Bürgermeister sitzt, ist 1708 als Amtshaus errichtet worden.“ Bei seinen Forschungen hat er folgende Niederschrift dazu gefunden: „Einwohner informierten Herrn von Uffenbach 1709, das Amtshaus sei von denen Ruderibus (Trümmern) des Schlosses erbaut.“

Das Lauenburger Schloss selbst sei 1206 erbaut worden und 1656 fast restlos abgebrannt. Doch auf der Informationstafel auf dem heutigen Gebäude ist von 1616 die Rede. Auch dem widerspricht der Historiker: Es hätte in diesem Jahr zwar einen Brand gegeben, aber ein Teil des Schlosses blieb unversehrt. Diesen bewohnte Herzog Franz II. noch bis zu seinem Tod am 2. Juli 1619. Ein weiterer Beweis: „Auf einer dänischen Militärkarte des Jahres 1638 ist das Schloss noch abgebildet“, sagt von Meding. Diese Karte hatte er im Reichsarchiv von Stockholm entdeckt. Außerdem ist ein Brief des Herzogs August erhalten geblieben „Gegeben auf unserm Schlosse Lauenburg, den H.Juli Anno 1619“

Knapp 40 Jahre später kam das tatsächliche Ende des Gebäudes. „Das Schloss war zeitweise unter schwedischer Besatzung, 1656 beschossen die kaiserliche Truppen das Gebäude. Da blieben nur Trümmer übrig“, weiß der Historiker. Und aus eben jenen sei später das Amtshaus errichtet worden. Der Historiker hat auch herausgefunden, wie das schlichte Gebäude zum „Schloss“ wurde. „1860 kam ein Baumeister nach Lauenburg. Der nannte das Gebäude ,Schloss’. Das schmeichelte den Lauenburgern offensichtlich und so behielten sie das bei.“ Er wolle der Stadt und den Bürgern das angebliche Schloss ja gar nicht madig machen. „Aber auf Informationstafeln sollten doch gesicherte Fakten stehen“, ist er der Meinung und ärgert sich, dass seine Forschungen dabei keine Beachtung fänden.

Übrigens: Wenn wir in der Zeitung auch in Zukunft vom Schlossgebäude sprechen, nimmt uns der Historiker das nicht übel. Aber einmal sollte unbedingt die wahre Geschichte erzählt werden.

( er )

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