Von Elke Richel

Lauenburg.
Es begann mit einem Aufruf über Facebook: Maja Narani-Schnürer und Denise Akram baten um Unterstützung für ihre Idee, Flüchtlinge in Lauenburg kostenlos mit Kleidung auszustatten. Außerdem sollten diese die Möglichkeit erhalten, ehrenamtlich notwendige Änderungen an den Textilien selbst vorzunehmen oder kleinere Reparaturen auszuführen. Das war vor einer Woche, und bereits gestern stapelten sich im Saal der Elim-Gemeinde (Alte Wache 8) Kartons mit Kinderkleidung, Schuhen, Jacken und Pullovern.

Maja Narani-Schnürer weiß, dass genau diese Dinge dringend gebraucht werden. Seit zehn Tagen betreut sie zwei syrische Familien auf ihren ersten Schritten in ein neues Leben. "Die Erwachsenen und die insgesamt fünf Kinder kamen hier bei strömendem Regen in Sandalen an und sonst nur mit dem, was sie auf dem Körper trugen", erzählt die 28-Jährige, die als Erzieherin in einer Schule arbeitet. Was ihr sofort aufgefallen war: Die Menschen seien unglaublich bescheiden. Mehr als ein Kleidungsstück hätten sie aus der Kleiderkammer der Elim-Gemeinde nicht annehmen wollen. "Einer der beiden Familienväter ist Schneider von Beruf. Er wollte unbedingt etwas als Gegenleistung tun", sagt die Betreuerin.

Dass die Flüchtlinge im Moment nicht ohne Weiteres arbeiten dürfen, hält Maja Narani-Schnürer für ein großes Problem. "Das kratzt bei den meisten am Selbstwertgefühl. Sie wollen für die Dinge, die sie bekommen, gern etwas tun", hat sie die Erfahrung gemacht, und bei Freundin Denise Akram rannte sie offene Türen ein. Dem Aufruf der beiden jungen Frauen folgten etwa zehn weitere Freiwillige, die ab nächstem Monat im ehemaligen Stappenbeck an der alten Wache den Kleidersaal für Flüchtlinge öffnen wollen. Jeweils montags von 19 bis 21 Uhr können dort schon jetzt Spenden abgegeben werden. "Ich bin begeistert über die Resonanz", freut sich Maja Narani-Schnürer. Die Elim-Gemeinde stellt den Saal kostenlos zur Verfügung. Nur die Frage der Heizkosten müsse noch geklärt werden. Die Stadt habe aber bereits signalisiert, mit nach einer Lösung zu suchen.

Jetzt hofft die junge Frau auf weitere Hilfsbereitschaft. Besonders gebraucht würden gut erhaltene Winterkleidung und Schuhe, Kleiderstangen, Regale, Nähmaterial und eine funktionstüchtige Nähmaschine. "Bisher leben 180 Flüchtlinge in der Stadt. Die Zahl wird sich vervielfachen", ist sie sich sicher.

Erst seit zwei Jahren lebt Maja Narani-Schnürer in Lauenburg. Während des Hochwassers half sie bei der Awo, die vielen Spenden zu sortieren. Ihre Erfahrung aus dieser Zeit: "Wenn es darauf ankommt, ist auf die Lauenburger Verlass. So wird es auch diesmal sein."