Von Timo Jann

Lauenburg.
Großer Bahnhof für ein altes Schiff: Der Shantychor Die Kielschweine und etwa 100 Lauenburger, ganz vorn dabei Bürgervorsteher Bernd Dittmer und Bürgermeister Andreas Thiede, verabschiedeten gestern Morgen am Ruferplatz den Raddampfer "Kaiser Wilhelm" auf die große Reise nach Dresden. Läuft alles nach Plan, werden Dittmer und Thiede das schwimmende Denkmal am 3. September als Botschafter der Metropolregion Hamburg und vor allem der Stadt Lauenburg in Dresden willkommen heißen. Es ist die weiteste Fahrt seit mehr als 40 Jahren für das 115 Jahre alte Schiff.

Vor allem auf die Heizer wie Dirk Jenkel und seine drei Kollegen wartet dabei jede Menge Arbeit. Für die Etappen bis Magdeburg sind elf Tonnen Kohle an Bord, die verheizt werden müssen. Dann wird nachgeladen. "Wir haben uns die Schichten so eingeteilt, dass immer drei Stunden gearbeitet und sechs Stunden geruht wird", sagt. Jenkel. Etwa eineinhalb Tonnen Kohle benötigt die Dampfmaschine für zehn Stunden Fahrt. "Wir schwimmen jetzt genau gegen die Welle, die gerade die Elbe herunterkommt", sagte er. Da muss sich der Dampfer ordentlich ins Zeug legen.

Nur dank dieser Welle lebt der vor eineinhalb Jahren begonnene Traum der Crew, endlich einmal an die "Geburtsstätte" des 1900 in Dresden vom Stapel gelaufenen Raddampfers zu fahren. Ohne die Welle würde Niedrigwasser herrschen, und Dresden wäre unerreichbar. Doch jetzt haben Kapitän Markus Reich und seine Crew Hoffnung, ans Ziel zu kommen.

"In der Vergangenheit waren wir schon auf dem kurzen Törn nach Bleckede an Bord, aber jetzt wollen wir das Schiff und die schöne Natur in den nächsten Tagen viel intensiver genießen", sagte Detlev Gaumert aus Hannover, der mit seiner Frau Karin und seiner Schwiegermutter Hertha Stender aus Geesthacht zu den ersten Passagieren an Bord gehört. Bis Roßlau hat das Trio gebucht.

Unterwegs werden bis zum 10. September immer wieder neue Passagiere an Bord kommen oder Reisende am Etappenziel aussteigen. Mithilfe mehrerer Reiseveranstalter hatte der "Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums" die Fahrt vermarktet. Tagsüber sind die Fahrgäste an Bord, die Nächte verbringen sie in Hotels in den Hafenstädten, die angelaufen werden.

"Wir sind stolz darauf, endlich fahren zu dürfen", sagte Reich, nachdem die Besatzung von Dittmer eine frische Stadtflagge bekommen hatte. Die soll den neuen Flaggenmast beim Einlaufen in Dresden schmücken. Mit lautem Getöse aus der Signalpfeife verabschiedete sich das schwimmende Wahrzeichen der Stadt dann gestern Morgen elbaufwärts vom sicheren Heimathafen.