Von Elke Richel

Lauenburg.
"Ich bin mit Lauenburg verwurzelt", sagt Norbert Brackmann über sich selbst. Doch seit 2009 ist Berlin der Arbeitsort des 61-jährigen Juristen. Norbert Brackmann sitzt für die CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag und ist unter anderem ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuss. Wir sprachen mit ihm über aktuelle Themen, die ganz Deutschland bewegen, aber auch über seine Heimatstadt Lauenburg. Mit dem Gespräch setzen wir unsere Interview-Serie mit Spitzenpolitikern unseres Kreises fort.

Eigentlich ist ja gerade politische Sommerpause. Trotzdem muss sich der Bundestag mit wichtigen Themen befassen. Eines davon war zweifellos die Frage, ob Griechenland ein drittes Hilfspaket der EU erhält. Wie haben Sie abgestimmt?

Norbert Brackmann:

Ich habe mit "Ja" gestimmt. Angesichts der vielen Konflikte in der Welt können wir es uns nicht leisten, Europa weiter zu destabilisieren. Das führt dazu, dass man mehr Zugeständnisse machen muss als sonst. Da müssen besonders die wirtschaftlich starken Länder wie Frankreich und Deutschland in einer Sprache sprechen.

Kürzlich ermittelte der Generalbundesanwalt gegen Journalisten wegen Landesverrats. Die Blogger hatten interne Dokumente des Verfassungsschutzes veröffentlicht. Kritiker sehen durch solche Vorwürfe die Pressefreiheit in Gefahr. Wie beurteilen Sie das?

Ich bin gegen die weit verbreitete Presseschelte und denke, wir Politiker sollten uns lieber überlegen, warum wir so viele negative Schlagzeilen provozieren. Außerdem finde ich bereits den Ermittlungsansatz falsch. Wie sind denn die Journalisten an die geheimen Dokumente gekommen? Da gibt es doch ganz woanders eine undichte Stelle. Natürlich entscheidet jeder Journalist eigenverantwortlich, was er veröffentlicht und was nicht. Aber die Pressefreiheit ist ein schützenswertes Gut, und das ist auch gut so.

Neben der Griechenlandkrise ist ja vor allem die Flüchtlingssituation ein Problem, dem sich die Bundestagsabgeordneten stellen müssen. Brauchen wir aus Ihrer Sicht ein Einwanderungsgesetz?

Nein. Befürworter wollen ja damit den Zuzug nach Deutschland erleichtern. Das halte ich für ein fatales Signal. Es hilft uns ja auch nicht, die Probleme zu bewältigen. Vielmehr muss es gelingen, über die Asylanträge schneller zu entscheiden. Das soll möglichst schon in der Erstaufnahmeeinrichtung passieren, um die Kommunen nicht noch weiter zu belasten. Im Bundesamt für Flüchtlinge wurden deshalb die Planstellen innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Nach der Sommerpause wird es noch einmal eine Aufstockung geben. Das Problem ist aber, geeignete Beamte für diese Tätigkeit zu finden.

Schauen wir jetzt in Ihre Heimatstadt Lauenburg. Seit ein paar Jahren ist hier von einer Aufbruchstimmung die Rede. Empfinden Sie die auch, wenn Sie mit den Bürgern sprechen?

Ja, es gibt eine Aufbruchstimmung, aber die Bürger stellen auch zunehmend kritische Fragen. Doch ich bin optimistisch. Nicht zuletzt deshalb, weil die lauenburgische Wirtschaft heute viel aktiver ist als vor ein paar Jahren. Und es gibt auch mehr private Initiativen, zum Beispiel von den Gastronomen in der Altstadt. Davon profitieren der Tourismus und das Ansehen der Stadt. Man muss den Menschen aber auch ehrlich erklären, wenn etwas nicht so klappt, wie es vorgesehen war.

Eine letzte Frage: Wenn Sie aus dem Lauenburgischen mit dem Zug nach Berlin fahren, möchten Sie dann lieber Ihren Bundestagskollegen Konstantin von Notz von den Grünen oder Nina Scheer aus der SPD als Sitznachbarn haben?

Ich habe beide noch nie im Zug getroffen, was jedoch nichts heißen soll (lacht). Im Ernst, ich fahre immer mit dem Zug, nicht nur aus ökologischen Gründen. Während der Fahrt kann ich mich in Ruhe auch mal auf umfangreichere Unterlagen konzentrieren. Außerdem macht man oft interessante Bekanntschaften, das führt mitunter zu guten Gesprächen.