Lauenburg
(kl).
Wir schreiben das Jahr 1915: In Lauenburg sind die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges deutlich spürbar. Es gibt Lebensmittelengpässe, und viele Familien verlieren Angehörige auf dem Schlachtfeld. Und dennoch: Auch zu jener Zeit wurde gelacht und geliebt, und es trug sich so manche kuriose Geschichte zu. Wir blättern in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung von damals und berichten in loser Folge über das Leben in Lauenburg vor 100 Jahren.

"Die Wasserstandsverhältnisse der Elbe haben sich infolge regnerischer Witterung am böhmischen Oberlaufe etwas gebessert." Dieser Satz stammt nicht aus einer "Lauenburgischen Landeszeitung" dieses Monats, sondern vom 15. August 1915. Trockenheit brachte die Schifffahrt - ebenso wie in diesem Jahr - zum Erliegen. Man sei trotz der jüngsten Regenfälle "daselbst von Vollschiffigkeit noch ziemlich entfernt", schrieb der Redakteur. Erst zehn Tage später meldete er Entspannung.

Ansonsten beherrschte der Erste Weltkrieg immer mehr das Leben und damit auch den redaktionellen Teil der Zeitung. Einen Eindruck vom Alltag vermitteln auch die Anzeigen - patriotische Aufrufe stehen neben zum Teil kurioser Werbung. Da verspricht die Lauenburger Drogerie A. Sachse Nachfahren "wirkliche Erfolge" mit Gutbiers Germania-Pomade: "Der ärgste Haarausfall wird schon nach einigen Tagen normal, in kurzer Zeit entwickelt sich der prächtigste Schnurrbart", heißt es in der Anzeige. Die Gebrüder Lohmann boten am 15. August frisch eingetroffene Sommerfang-Heringe an, zwei Stück zu 25 Pfennig - "etwas wirklich Hochfeines". Und für die Hausfrau, die zur Sparsamkeit aufgerufen war, gab es "Ragoda, das selbsttätige Schnellwaschmittel". Doch das gesparte Geld wurde gleich wieder für anderes gebraucht: "Infolge 20-prozentiger Erhöhung des Papierpreises sehen wir uns gezwungen, den Preis der Schulschreibhefte auf 15 Pfennig zu erhöhen", kündigen die Geschäfte C. Burgdorf, H. Lüders und L. Freystatzky an.

Es wurde geliebt und gestritten. So gaben Mathilde Bleick und Guido Leichsenring ihre Verlobung bekannt. Der Lütauer U. Gieritz inserierte: "Die beleidigenden Worte gegen den Arbeiter Joachim Jenkel in Lauenburg nehme ich zurück und erkläre denselben für einen rechtschaffenen Mann." Welche Auseinandersetzung wohl zu dieser "Ehrenerklärung" führte? Manchmal wird es aber auch traurig und gar makaber: Da steht eine Todesanzeige für den gefallenen Soldaten Karl Koops direkt neben einer Werbung für Metallsärge. "Halte stets auf Lager" - heißt es in der Anzeige.