Lauenburg
(kl).
Das größte Exponat passt gerade so durch die Tür von Anna Lena Graus Atelier im Künstlerhaus: Die Skulptur stellt einen überdimensionalen Lendenwirbel dar. "Mich faszinieren Formen, in denen es um Einprägungen geht", sagt die Stipendiatin, die in diesen Tagen intensiv ihre Ausstellung "Pequod" vorbereitet. Sie wird am morgigen Donnerstag im Künstlerhaus eröffnet.

Um das zentrale Ausstellungsstück, den Lendenwirbel, ins Erdgeschoss zu schaffen, braucht Anna Lena Grau aber zunächst einmal die Hilfe ihrer Mitbewohner. Allerdings ist der riesige Lendenwirbel nicht ganz so schwer, wie er aussieht: "Innen ist er aus Styropor, das habe ich dann mit Gips ummantelt", erklärt die Bildhauerin.

Ein Kunstwerk, das auf den ersten Blick Stabilität vermittelt. "Aber ein Lendenwirbel ist auch flexibel und je nach Lage im Körper unterschiedlich ausgeformt. Eine Außenfläche, die definiert ist durch das, was dagegenstößt", sagt die Künstlerin. Auch in einem Video, das sie in ihrer Ausstellung zeigen wird, kommt diese Faszination der Formbarkeit zum Ausdruck: Eine Hand greift immer wieder fallende Tonstücke, drückt sie leicht und lässt wieder los. Damit hat Anna Lena Grau ein bekanntes Video des US-Bildhauers Richard Serra variiert - bei ihm handelte es sich 1961 um fallende Bleiabschnitte.

Wie beim Lendenwirbel werden der menschliche Körper und seine Teile bei Grau oft zum künstlerischen Thema. So zeigte sie in ihrer jüngsten Ausstellung beim Hamburger Kunstverein eine begehbare Gussform, die eine Faust darstellt. Und unter dem Motto "Gespinste" hat sie sich 2014 mit der anatomischen Präparatesammlung in Erlangen beschäftigt, schuf filigrane Kunstwerke aus Wachs und Gussinstrumenten.

Der große Lendenwirbel ist neu - und komplett in Lauenburg entstanden. "Zurzeit arbeite ich sehr viel", sagt die Künstlerin. Obwohl der Aufenthalt im Künstlerhaus auch ein bisschen wie Urlaub sei: "Die Elbe inspiriert mich, ich gehe gern spazieren und bin oft im Freibad", erzählt die 34-Jährige. Eine Anspielung zum Wasser ist auch der Titel ihrer Lauenburger Ausstellung. "Pequod" - so heißt das Schiff von Kapitän Ahab in Herman Melvilles Roman "Moby Dick".

Die Vernissage beginnt um 19 Uhr im Künstlerhaus, Elbstraße 54. Literaturstipendiatin Dagrun Hintze liest den zur Ausstellung entstandenen Text "Manöver des letzten Augenblicks". Die Ausstellung ist vom 21. August bis zum 6. September zu sehen: Montag bis Mittwoch 10-14 Uhr, Donnerstag 14-18 Uhr, Sonnabend und Sonntag 14-17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (0 41 53) 59 26 49.