Von Karin Lohmeier

Lauenburg.
Aus vereinzelten Balkongärtnern und Laubenpiepern ist eine Bewegung geworden: In den Städten dieser Welt wird an allen möglichen und unmöglichen Orten gebuddelt, gepflanzt und geerntet. Auf Brachflächen, Dächern, Mauern und Grünstreifen säen Hobbygärtner Blumen oder ziehen sogar Möhren aus der Erde. Urban Gardening heißt das - mit jedem Beet wird ein Stück Natur in die Stadt geholt. Auch in Lauenburg bepflanzen einige Menschen Baumscheiben an ihrer Straße.

Der Heimatbund und Geschichtsverein will sich diesem Thema ausgiebig widmen. Mit der Freien Lauenburgischen Akademie hat er Dr. Maria Moss von der Leuphana Universität Lüneburg zum Vortrag eingeladen. Sie spricht am Donnerstag, 17. September, über "Land Art, Guerilla Gardening, urbanes Gärtnern: Das Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur".

"Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" - unter diesem Motto pflanzte schon Joseph Beuys anlässlich der Documenta in den 80er-Jahren 7000 Eichen in Kassel. Und auch Christo hat seine Verhüllungskunst immer wieder in und mit der Natur verwirklicht. Doch mit dem urbanen Gärtnern erobern sich Bürger ihre öffentlichen Flächen auf ganz eigene Art. Neu ist auch das Guerilla Gardening, die heimliche Aussaat von Pflanzen als Zeichen politischen Protests und zivilen Ungehorsams.

Ein bisschen davon will der Heimatbund und Geschichtsverein auch nach Lauenburg holen. Vorsitzender Horst Eggert und Kassenwartin Margret Brügmann planen, nach dem Vortrag Ableger des Winterlings an die Zuhörer zu verteilen. Sie sollen dann im eigenen Garten oder auf öffentlichen Flächen ausgepflanzt werden.

"Der Winterling ist die Nationalblume Lauenburgs und müsste hier eigentlich in jedem Garten stehen", sagt Horst Eggert. Im Fürstengarten überzieht der gelbe Frühlingsbote einen ganzen Hang, auch an der Fährtreppe wächst er. "Nur die Hacke mag er nicht. Am besten steht er unter Gebüsch", betont Margret Brügmann.

Reinhard Nieberg, Leiter des Stadtentwicklungsamtes, sieht das vom Geschichtsverein geplante "Guerilla Gardening" gelassen: "Diese Pflanzen gehören ja nach Lauenburg." Auch wenn Anwohner kleine öffentliche Flächen pflegen, sei dagegen nichts einzuwenden.

Schließlich habe die Stadt nur 52 Cent pro Quadratmeter für die Grünpflege zur Verfügung. "Das ist völlig am unteren Ende dessen, was vergleichbare Städte ausgeben", so Nieberg. Allerdings blieben Versuche von Bürgern oft in den Kinderschuhen stecken, darum sei manchmal nicht klar erkennbar, ob ein Beet noch gepflegt werde. "Unser Betriebshof hat dann schon mal Baumscheiben aufgeräumt, und Anwohner waren empört."

Was passiert, wenn Ökologie und Kreativität zusammenkommen? Darum geht es in dem Vortrag von Maria Moss. Horst Eggert und Margret Brügmann erhoffen sich auch Impulse für privates und öffentliches Grün in Lauenburg. Beginn ist um 19.30 Uhr im Hotel Bellevue, Blumenstraße 29. Der Eintritt ist frei.