Von Timo Jann

Lauenburg.
18 Meter tief reicht das Loch vor dem Haus am Großen Sandberg, Ecke Hinter der Münze, in die Tiefe. 27,3 Zentimeter Durchmesser hat es. Und es soll klären helfen, wie sich das Wasser im Untergrund verhält und welcher Hochwasserschutz für Lauenburg optimal ist. Andere Löcher, wie etwa im Schlossgarten, sind sogar 50 Meter tief. Mehr als 60 dieser Bohrungen machen die Experten der Firma Wilhelm Soltau aus Niedersachsen zurzeit in Lauenburg. "Wir kommen gut voran und sind unserem Plan voraus", berichtet Brunnenbaumeister Maik Ditloff.

Am Großen Sandberg haben Bohrgeräteführer Sean Marshall und sein Bohrhelfer Michael Zierke das tonnenschwere Spezialfahrzeug in Stellung gebracht. "Wenn es sein muss, können wir mit einem Druck von bis zu 250 bar arbeiten", sagt Marshall. Doch Sand, Ton und Mergel im Untergrund der Stadt machen es den Bohrern zum Glück nicht allzu schwer. Ditloff hatte in der Spitze schon 18 Mann im Einsatz, aktuell sind es neben ihm noch sechs - mit drei Bohrgeräten. "Auf dem Wasser sind wir bereits fertig, jetzt stellen wir an Land die letzten sieben Bohrungen her."

Die tiefen Löcher sind nötig, um Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit und das Strömungsverhalten des Grundwassers zu erhalten. Und so treiben Marshall und Zierke ihren XXL-Bohrer unermüdlich in die Tiefe. "Wir bohren immer meterweise, um dann die Bodenproben zu entnehmen", erklärt Marshall.

Aus jeder Schicht wird eine Bodenprobe entnommen und in eine mit Standort und Tiefe markierte Dose gefüllt. Ingenieure werden die Proben im Auftrag des Landes auswerten und beurteilen, wie es unter der Altstadt aussieht. Vor allem sollen sie aber sagen, ob die von den Anwohnern und der Stadt favorisierte Spundwand wirklich notwendig ist, um Lauenburg sicher vor Hochwasser zu schützen. Während Marshall das Spezialgerät über mehrere Joysticks steuert, hängt Zierke die Bohrhülsen an den Haken und kuppelt den Bohrer an. Ein Arbeitsablauf, der sich viele Male wiederholt. Dabei darf nichts schiefgehen, denn sonst rauscht der Bohrkopf unwiederbringlich in die Tiefe. "Der Bohrer bohrt immer zwei Meter unter dem zuletzt eingebauten Rohr, sodass wir das nächste Rohr oben aufsetzen und in den Boden drücken können", erklärt Marshall.

Wenn die Zieltiefe erreicht ist, werden dort in ausgewählten Löchern Dauermessstellen zur Ermittlung des Grundwasserflusses eingerichtet. "Die Löcher selbst werden nach Abschluss der nötigen Arbeiten wieder mit Spezialkies verfüllt", so Ditloff.

Die Ingenieurbüros IGB (Baugrund) und GeoTech (Hydrologie) werden sich in den kommenden Monaten mit den Ergebnissen der Lauenburger Bohrungen befassen.

"Wir werden bis spätestens Anfang nächsten Jahres eine Variante für den Hochwasserschutz auswählen", hatte Volker Petersen vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium bereits zu Beginn der Bohrungen im Juli erklärt. Wichtig ist vor allem zu erkennen, ob es im Boden Bewegungen gibt. Auch dazu werden Messgeräte installiert.