Siebeneichen
(prz).
Zehn- bis 15-mal am Tag bimmelt im Schnitt die Glocke vor der Fähre. Touristen wollen mit dem Auto, Rad oder als Spaziergänger nach Fitzen. Dann setzen die beiden Fährmänner Rainer Müller und Harald Richter die Reisenden über den Elbe-Lübeck-Kanal. In zweieinhalb Minuten sind sie "drüben".

Die Rettung des Fährbetriebes geht nach der Hiobsbotschaft im März nicht so schnell. Der Kreis hatte seinen Vertrag mit dem Amt Büchen zum Betrieb der Fähre zum 2. Juli 2016 gekündigt. Es fehlt das Geld. Mit etwa 33 000 Euro aus Zinserträgen der Stiftung Fähre Siebeneichen wurde der Betrieb zuletzt bezuschusst.

Weil die Zinserträge der Stiftung drastisch sinken, müsse eine alternative Betriebsform gefunden werden, meinte der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann, der damals als Landrat amtierte. Doch eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Brackmann, der auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist, kam aber gestern mit einem kleinen "Rettungsring" nach Siebeneichen. Er stellte in Aussicht, den Zinsertrag weiterhin für den Fährbetrieb zur Verfügung zu stellen - derzeit 8000 Euro. Das reicht nicht, um das Defizit von 33 000 Euro zu decken. Zahlen will der Kreis auch nur, wenn es ein klares Bekenntnis des Amtes Büchen für einen Zuschuss zu der Fähre gibt. Bisher ist das nicht der Fall.

Brackmann lobte die Anstrengungen des Anfang 2014 gegründeten Fördervereins, der sich um den Erhalt der einzigen Fährverbindung der vor 115 Jahren gebauten Wasserstraße bemüht. "Der Verein macht eine spitzenmäßige Arbeit", sagte er. Die 50 Mitglieder sammelten 1684 Unterschriften, organisierten einen Weihnachtsmarkt und das "Anfähren" im Frühjahr. Großen Zuspruch hatte das "Fährcafé" beim Kunsthandwerkermarkt Anfang August. "Wir haben 2750 Euro Spenden eingenommen", sagte die Vereinsvorsitzende Carmen Niklas. Damit es künftig genug Fährmänner gibt, die dann ehrenamtlich arbeiten sollen, absolvieren derzeit sieben "Fährjungen" die 90 Tage dauernde "Ausbildung".

Wer sich für dies Verkehrsmittel interessiert, kann am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, zur Fähre kommen.