Von Elke Richel

Lauenburg.
Romantische Liebesbotschaften, sonnige Grüße vom Elbestrand oder ein Glückwunsch für Tante Frieda zum Geburtstag - die Lauenburger waren früher wohl alles andere als schreibfaul. Aus den etwa 1000 historischen Ansichtskarten der alten Schifferstadt, die Heimatforscher Joachim Kedziora inzwischen gesammelt hat, haben er und Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein wieder eine Auswahl getroffen. Die Postkarten für den historischen Kalender 2016 stammen aus den Jahren 1890 bis 1942, und jedes Monatsblatt erzählt eine eigene Lauenburger Geschichte.

Die Karte des Monats Januar stammt aus dem Jahre 1942. Das Motiv zeigt den Elbe-Lübeck-Kanal. Das Wohnschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes liegt am Ufer. "Die Arbeiter, die dort untergebracht waren, haben zu dieser Zeit die Auenwiesen hergerichtet", weiß Horst Eggert. Die Postkarte des Monats März wurde im Jahre 1903 auf die weite Reise nach Australien geschickt. Sie zeigt, wie sich die Lauenburger damals vor Hochwasser zu schützen versuchten: Jeweils drei dicke Stämme aus Eichenholz wurden zu Ständern aufgerichtet und der Zwischenraum mit schweren Felsen aufgefüllt. Diese Konstruktion sollte das Treibeis von den Häusern fernhalten. Das Juli-Monatsblatt erzählt eine Geschichte über die Lauenburger Schifffahrt des Jahres 1925: Das Flaggschiff "Hugo Basedow" der Reederei der Gebrüder Theodor und Hugo Basedow fährt unter der damals imposanten Elbbrücke hindurch, die später ein Opfer des Zweiten Weltkrieges wurde.

Das Motiv des Monats August ist die Lieblingspostkarte von Horst Eggert. Im Hintergrund ist der im Jahre 1890 gebaute Dampfer "Courier" zu sehen. Im Vordergrund sitzen Kinder am Rand eines kleinen Bootes und lassen die Beine in der Elbe baumeln. "Die hatten damals keine Angst vor gefährlichen Strömungen. Die Kinder sind mit dem Fluss groß geworden. Jede Familie hatte einen der sogenannten Handkähne für den Transport auf dem Wasser", erzählt die Geschichte zu der handkolorierten Postkarte.

Romantisch das Motiv auf dem Kalenderblatt des Monats Oktober: Der Vollmond bescheint die Elbe und die Dampfer auf dem Fluss. "Die Lauenburger haben den Mond damals Mumeink genannt", weiß Eggert und rezitiert aus einem Gedicht jener Zeit: "Warten, bis er groß und rot mit ganz verwundertem Gesicht weit hinten aus den Elbwiesen empor steigt, muss sehen, wie er die Nebel auf den Wiesen in wogende Silberschleier wandelt, auf dem breiten Strom eine breite schimmernde Straße zieht."

Die alten Lauenburger Geschichten sind es, die den Charme des historischen Kalenders ausmachen - inzwischen schon im achten Jahr. Dass die Postkartenmotive einmal ausgehen werden, davor ist Horst Eggert nicht bange. Ebenso wenig, dass die Nachfrage nachlassen könnte. Besonders die "Butenlauenburger", die das Schicksal in alle Welt verschlagen hat, würden sich an den alten Stadtansichten aus der Heimat freuen. Den Kalender 2016 gibt es zum Preis von 12,50 Euro in der Buchhandlung Rusch, in der Tourist-Information und kann außerdem bei Horst Eggert unter Telefon (0 41 53) 24 87 bestellt werden.