Lauenburg
(er).
Wie viele Paare Ellen Friedrichsen seit 1993 getraut hat, weiß sie nicht genau. "Es werden etwa 2000 gewesen sein", schätzt die 60-Jährige. Seit 1970 ist sie in der Lauenburger Verwaltung tätig, seit 1993 als Standesbeamtin. Gestern war ihr letzter Arbeitstag.

Eigentlich ist Ellen Friedrichsen eher ein Jeanstyp. Doch bevor sie zwei Menschen miteinander verheiratet hat, zog sie sich jedes Mal um. Das schicke Kostüm hing griffbereit im Büroschrank. "Es gehört sich so, auch durch angemessene Kleidung der standesamtlichen Hochzeit einen würdigen Rahmen zu geben", sagt sie. Bei den Paaren, die sich vor ihr das Ja-Wort gaben, sah sie das nie so eng: "Jeder soll zur Hochzeit erscheinen, wie er sich wohlfühlt", so ihre Überzeugung. Selbst als Braut und Bräutigam im rosa und blauen Bärenkostüm vor ihr standen, hätte sie die Zeremonie mit der nötigen Ernsthaftigkeit über die Bühne gebracht, versichert sie augenzwinkernd.

Dass Lauenburg als Hochzeitsort so beliebt ist, darauf ist Ellen Friedrichsen ein bisschen stolz. "Die Hälfte aller Paare kommen inzwischen von außerhalb extra in unsere Stadt", sagt sie. Auch Sonderwünsche würden gern erfüllt: Ein Sektempfang im Fürstengarten sei ebenso möglich wie das Hochzeitsfoto in den Kerkerräumen des alten Schlossturms.

Die wichtigsten Eigenschaften einer Standesbeamtin? Ellen Friedrichsen muss nicht lange überlegen: Feinfühlig sollte man sein, zuhören können und den Menschen, die sich trauen, das Gefühl geben, sie wären die wichtigsten Menschen auf der Welt. "Und man muss auch improvisieren können", sagt sie und weiß, wovon sie spricht: Einmal hätte ein Paar vor ihr gestanden mit dem Wunsch, sich "sofort zu verheiraten". Da die beiden die nötigen Papiere bei sich hatten, war auch das kein Problem für die Standesbeamtin. Dass auch immer mehr gleichgeschlechtliche Paare heiraten möchten, ist für Ellen Friedrichsen ganz normal - mit allen Rechten und Pflichten, die auch für heterosexuelle Paare gelten. "Der Mensch ist nicht dafür da, allein zu sein", sagt sie. Nur diese Lebenspartnerschaft auch Ehe zu nennen, damit tut sie sich schwer.

Pläne für den Ruhestand hätte sie noch nicht gemacht. Seit ein paar Tagen ist die neue Einbauküche im Haus. "Die weihe ich mit ein paar neuen Rezepten mit meinem Mann ein", hat sie sich vorgenommen. Und ihren Garten möchte sie genießen, sich dabei so richtig schmutzig machen. Die schicken Kostüme, die sie als Standesbeamtin bei den Trauungen trug, bleiben dann im Schrank. Sie ist ja ohnehin mehr ein Jeanstyp.