Von Timo Jann

Lauenburg.
Am sonst so beschaulichen Lauenburger Elbufer war es gestern Morgen mit der Ruhe schlagartig vorbei. Rot-weißes Absperrband der Polizei versperrte im Bereich der Elbstraße 24 den Zutritt zur Promenade, in der Elbstraße standen Fahrzeuge von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst dicht an dicht. Während im Osten die Sonne aufging, bargen Lauenburgs Feuerwehrleute gegen 6 Uhr einen Toten aus der Elbe. Ein Altstadtbewohner, der gegen 5.30 Uhr mit seinem Hund Gassi gehen war, hatte den leblos im Wasser treibenden Körper entdeckt und die Polizei informiert.

Weil die Beamten den Leichnam nicht erreichen konnten, forderten sie die Unterstützung durch die Feuerwehr an. 20 Einsatzkräfte rückten mit vier Fahrzeugen und dem kleinen Arbeitsboot aus. "Das kleine Boot ist praktischer in so einem Fall", sagte Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer. "Wir haben mit unserem Einsatzboot den Leichnam in Richtung Ufer gebracht und ihn dann dort geborgen", berichtete Heuer.

Die Bergung aus dem Wasser an der Uferböschung gestaltete sich aber schwierig, da der Leichnam mit einem etwa 25 Kilo schweren Betonklotz beschwert war. Mit solchen gelochten Betonblöcken werden normalerweise Bauzaungitter aufgestellt. Nachdem eine Polizistin die Leiche an der Böschung samt dem mit einem dicken, gelben Band mehrfach um den Körper gewickelten Betonblock fotografiert hatte, konnte ein Feuerwehrmann das Band durchschneiden, sodass der Tote vorsichtig auf die Promenade gehoben werden konnte.

Beamte der Lübecker Kriminalpolizei sicherten erste Spuren, ehe die Leiche abtransportiert werden konnte. Inzwischen hat Polizei aus dem Landkreis Harburg übernommen. Die Obduktion der Leiche, die letzten Aufschluss über die Identität und die Todesursache geben soll, war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

Die Polizei suchte gestern unter anderem die Lauenburger Elbbrücke auf Spuren ab. Nach dem Einsatz von Wasserspürhunden kamen abends Taucher nahe der Brücke zum Einsatz. Handelt es bei dem Toten um den bislang vermissten Marco Schulze aus Drage, könnte er seit dem 23. Juli im Wasser gelegen haben. Damals wurde er zuletzt gesehen. Nach Einschätzung des Notarztes muss der Tote mehrere Tage im Wasser gelegen haben.

Die niedersächsische Polizei startete gestern mit einem Hubschrauber eine Suchaktion am Fundort, im Bereich der Elbbrücke, und flog auch den Fluss zwischen Hamburg und Boizenburg ab. Weitere Hinweise auf den mysteriösen Fall gab es dadurch aber nicht.

Bereits in direkter Nachbarschaft von Drage hatte die Polizei tagelang nach den drei vermissten Familienmitgliedern gesucht. Nach wie vor ist unklar, wo die Tochter und die Frau des 41-Jährigen sind. Ein gestern auf niedersächsischer Elbseite aufgefundenes Fahrrad erwies sich als falsche Spur. Es gehörte nicht dem 41-jährigen Mann aus Drage.