Von Timo Jann

Lauenburg.
Wo stecken Miriam (12) und Sylvia (43) Schulze? Nachdem am Freitagmorgen in Lauenburg eine Leiche aus der Elbe geborgen wurde, geht die Polizei davon aus, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Vater beziehungsweise Mann der Vermissten handelt: Marco Schulze (41), der wie Frau und Tochter vor zehn Tagen aus dem niedersächsischen Drage verschwand.

Angehörige hatten die Polizei über das mysteriöse Verschwinden der kleinen Familie informiert. Die Polizei im Landkreis Harburg ermittelt seit Tagen mit einer Sonderkommission unter Hochdruck. Die Schulzes arbeiteten beide in Geesthacht, er in einer Düneberger Chemiefabrik, sie bei Lidl.

Zunächst schien der Leichenfund rätselhaft. Ein Spaziergänger hatte gegen 5.30 Uhr den leblosen Körper entdeckt, der vor Lauenburgs Altstadt im Wasser trieb. Der Mann alarmierte die Polizei. Als Feuerwehrmänner den Toten bergen wollten, stellten sie fest, dass er mit einem etwa 25 Kilo schweren Betonklotz beschwert war. Dieser war mit einem mehrfach um den Körper gewickelten Band an der Leiche befestigt. Doch die Faulgase im Körper sorgten für einen so starken Auftrieb, dass der Leichnam wieder auftauchte. Nach erster Betrachtung wies der Körper keine Verletzungen auf.

Um den Fall zu klären, nahmen die Polizisten aus dem Lauenburgischen Kontakt zu den Kollegen in Niedersachsen auf. Um 11.20 Uhr rückten aus Buchholz Ermittler an. Aus Hannover suchte ein Polizeihubschrauber die Elbe von Hamburg elbaufwärts bis Boizenburg ab, kreiste über dem Fundort vor Lauenburgs Altstadt.

Nachmittags suchten Polizisten die Elbbrücke nach Spuren ab. Hat der Mann Selbstmord begangen, indem er von der Brücke sprang? Hat ihn jemand mit dem Betonklotz über das Geländer gewuchtet? Oder gibt es Spuren, dass auch Ehefrau und Tochter auf der Brücke waren? Die Polizei hält es inzwischen für wahrscheinlich, dass es sich bei dem Toten um den vermissten Familienvater handelt. Ein "erweiteter Suizid" rückt damit als Grund für das Verschwinden der Familie in den Fokus.

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Abends kamen Spürhunde der Polizei auf DLRG-Booten zum Einsatz. Die für die Leichensuche auf dem Wasser ausgebildeten Tiere schlugen nahe der Elbbrücke an. "Wir wissen nicht sicher, ob dort der Tote im Wasser lag, oder die Tiere auf andere Gerüche reagiert haben", sagte Hauptkommissar Jan Krüger, Sprecher der Polizeiinspektion im Landkreis Harburg gestern Abend. "Inzwischen sind Feuerwehrtaucher aus Lüneburg unter Wasser."