Büchen
(wre).
Eigentlich könnte es Peggy Dede ruhig angehen lassen. Mit ihrem Mann Burkhard und den beiden 14 und 17 Jahre alten Töchtern lebt sie in einem schmucken Haus in Büchen. Sie hat einen festen Job als Sachbearbeiterin bei einem Sondermaschinenbauunternehmen in Valluhn. Nach neun Jahren, in denen sie für die Familie da war, ist sie 2007 wieder in den Beruf eingestiegen. "Trotzdem fehlte mir immer etwas, ich wollte mehr", erzählt sie.

Nun hält sie nach drei Jahren intensiven Lernens ihr Abschlusszeugnis in den Händen. Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 hat sie an der Lübecker Hansa-Schule ihr Studium zur staatlich geprüften Betriebswirtin abgeschlossen - berufsbegleitend und im Alter von 40 Jahren. "Das hat es dort wohl noch nicht gegeben", sagt Peggy Dede stolz.

Von 1992 bis 1995 hatte sie in Büchen eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert. Ausgeübt hat sie diesen Beruf nie, wollte lieber in die Wirtschaft. Doch die Ausbildung stand ihr oft im Weg und verhinderte gute Jobangebote. So kam Peggy Dede zum Studium. Aber erst mit 40 Jahren fertig sein, lohnt sich das? "Na klar, ich habe dann ja immer noch 27 Jahre Berufsleben vor mir", sagt die Büchenerin.

Sie habe jedoch nicht gedacht, dass es so anstrengend wird, blickt die frisch gebackene Betriebswirtin der Fachrichtung Logistik zurück. "Im ersten Jahr ging es ja noch, aber das zweite und dritte Jahr waren wirklich sehr fordernd." Zu ihrem 40-Stunden-Job kamen noch 17 Stunden in der Schule dazu. Jeden Dienstag von 18 bis 21.15 Uhr, jeden Freitag von 17 bis 21.15 Uhr und jeden Sonnabend von 8 bis 14.45 Uhr wurde wieder die Schulbank gedrückt - plus Fahrzeiten nach Lübeck sowie Projektarbeiten und Hausaufgaben. Nicht alle Teilnehmer ihrer Klasse hielten die drei Jahre durch. "Wir haben mit 31 Schülern angefangen, und nur 15 waren zum Schluss noch übrig", berichtet Dede.

Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 und einem ebenfalls sehr guten Fremdsprachenzertifikat kann sich die Betriebswirtin nun auf die Suche nach einer neuen Tätigkeit machen. In ihrem derzeitigen Betrieb gibt es keine Möglichkeit aufzusteigen. "Mit der Fachrichtung Logistik ist aber nicht das Verschieben von Lkw gemeint, eigentlich kommt in jedem Bereich das Thema Logistik vor", erklärt Dede. Alles, was im Betrieb bewegt wird, gehört dazu. Auch eine Betriebsleitung käme für sie nun infrage. "Man lernt während der drei Jahre auch wie ein Chef zu denken und kann daher Entscheidungsprozesse besser nachvollziehen."

Ohne die Familie, die mit an einem Strang zog, hätte sie die Ausbildung nicht geschafft. "Ich hatte ja kaum noch Zeit für Familie und Haushalt", erklärt Dede. Es gab neben der täglichen Hilfe sogar mal ein Verwöhnprogramm. "Ich brauchte dann nichts zu machen und wurde den ganzen Tag bedient." Rückblickend war es für die Büchenerin eine gute Entscheidung, noch einmal die Schulbank zu drücken. Peggy Dede: "Auch wenn es sehr anstrengend war, würde ich jedem empfehlen, es auch zu probieren."