Lauenburg
(jhs).
Koffer ein- und wieder auspacken? Das braucht Wilfried Stadthaus im Urlaub wirklich nicht. Er kennt das aus dem Berufsleben zur Genüge. Stadthaus ist Pilot, lebt ständig aus dem Koffer. "Das hier ist ganz anders als eine Pauschalreise", sagt der Mann, der seit sechs Jahren ein Motorboot besitzt - einen Zehn-Meter-Halbgleiter namens "O nass is". Gemeinsam mit Gattin Ute legt er nun in der Lauenburger Marina an.

Die Yacht "O nass is" und ihre Eigner sehen diesen Hafen zum zweiten Mal. "Wir waren schon im vergangenen Jahr hier. Uns hat es einfach gut gefallen", sagt Ute Stadthaus. Die maritime Kulisse mit Strandrestaurant und Beachclub einerseits, die Ausblicksplattform der Wohnmobilisten andererseits. Jeder Punkt der Marina bietet einen guten Überblick über das Hafenbecken - das weiß auch das Ehepaar Stadthaus.

Nachdem sie 2013 über die verheerenden Schäden durch das Lauenburger Hochwasser gelesen hatten, freuen sich die beiden, dass alles wieder schön geworden ist. Das Paar aus Iffezheim hat auf dem Boot auch immer zwei Klappräder zur Ortserkundung parat. Die sind am Heck unter Deck verstaut.

Auch Margit und Werner Petersen setzen auf zwei Räder. Ihre Drahtesel stehen sicher angebracht am Bug von "Big Puttel", ihrem schon 34 Jahre alten Motorschiff. "Big Puttel"? "Das bedeutet so viel wie Tüftler oder Bastler", erklärt Bootseigner Petersen und lacht dabei. "Das passt ja auch irgendwie zu mir, denn ich habe hier ständig zu tun." Zum Beispiel baute der Ruheständler aus Koblenz auf dem 13-Meter-Verdränger in Eigenarbeit die Innenverkleidung aus Holz und seine eigene Kommandobrücke am Heck. "Es ist zwar Arbeit, aber irgendwie auch Entspannung", grinst Werner Petersen. Ein zweites Zuhause auf dem Wasser also.

Ganz das Reisetempo der Iffezheimer haben die Koblenzer nicht, obwohl der Verdränger (300 PS) über mehr Power als der Halbgleiter (260) verfügt. Die Petersens, bereits Mitte Juni gestartet, bleiben länger an Standorten. Eine Woche in Lübeck, eine Woche in Mölln - das haben die Rheinländer schon hinter sich. Und nun Zwischenstopp in Lauenburg. Für Skipper Petersen, gebürtiger Moorfleeter, soll es nun für 14 Tage in seine alte Heimat Hamburg gehen. Obwohl der Mann die Umgebung gut kennt, ankerte er zum ersten Mal vor zwei Wochen an der Marina. Margit Petersens erste Eindrücke: "Die Hafenatmosphäre ist sehr gelungen."

Für Wilfried und Ute Stadthaus soll es nun weiter zur Ostsee gehen. Vier Urlaubswochen haben die Badener veranschlagt, in den ersten sechs Tagen 950 Kilometer abgerissen. "Wenn sich das Azorenhoch stabilisiert, geht's vielleicht bis nach Dänemark", sagt Stadthaus.

Spontaneität, Ungezwungenheit, das Naturerlebnis - genau das ist es, warum die meisten Motorboot-Besitzer diese Art Urlaub so schätzen. "Wir sind Ruheständler, uns hetzt keiner mehr", sagen die Petersens. Sie haben sich kein Urlaubsende gesetzt. Insofern mache auch die Warterei an Schleusen oder die eher schleichende Kanalfahrt bei zwölf Stundenkilometern nichts aus. "Manchmal kommt Langeweile auf, weil minutenlang kein Schiff entgegenkommt", sagt Ute Stadthaus. "Aber während einer steuert, kann der andere viele Dinge nebenbei tun." Lesen, Essen vorbereiten, aufräumen - oder doch einfach nur entspannen.