Von Karin Lohmeier und Ute Dürkop

Lauenburg.
Die Zahl der Flüchtlinge in Lauenburg steigt weiter. In diesem Jahr muss die Stadt nicht, wie bisher geplant, 140 Menschen aufnehmen, sondern 160. "Der Kreis hat diese Quote vorerst festgesetzt, kann sie aber durchaus bis Dezember noch erhöhen", erläuterte Bürgeramtsleiter Thomas Burmester beim zweiten Treffen des Runden Tisches "Willkommen in Lauenburg" im Treffpunkt Moorring (ToM). "Bereits jetzt gibt es nicht genug Paten und etliche Flüchtlinge sind auf sich allein gestellt", berichtete Marcus Worm von der Migrationssozialberatung der Arbeiterwohlfahrt. Der 30-Jährige ist für die Sozialberatung in der Container-Unterkunft in Geesthacht und für 19,5 Stunden in Lauenburg angestellt, sein Gehalt bezahlt das Land.

Doch auch die Unterbringung wird in Lauenburg langsam zum Problem. Bisher konnte die Stadt noch Wohnungen anmieten. Doch sie werden knapp - so kommt nun doch eine zentrale Unterbringung ins Gespräch. Ein brisantes Thema: Am Moorring sorgte allein das Gerücht über die Anmietung von sechs Wohnungen in einem Block für Unruhe. "Es kam zu sehr hitzigen Diskussionen", erzählte ToM-Leiterin Sabine Vogel. "Dort haben wir letztlich nur zwei Wohnungen gemietet", sagt Thomas Burmester. Doch spätestens im nächsten Jahr müsse man sich auch in Lauenburg Gedanken über eine Gemeinschaftsunterkunft machen. Burmester: "Es kommen immer mehr Einzelpersonen, die dafür geeignet wären." Die Stadt müsse dafür wohl ein größeres Gebäude mieten oder kaufen, vielleicht auch mehrere. An die Aufstellung von Containern oder Zelten werde jedoch nicht gedacht. Über mögliche Immobilien wollte Burmester sich auf Anfrage unserer Zeitung noch nicht äußern: "Es ist aber enorm wichtig, dass wir die Bürger mit ins Boot holen und ganz viel Aufklärungsarbeit leisten."

Marcus Worm sieht große Vorteile in Sammelunterkünften. "40 bis 50 Wohnungen im Stadtgebiet zu erreichen, ist schwierig und sehr zeitaufwendig. Eine Familie in einer Straße - das lässt sich nicht mehr realisieren", sagte er. In einer Gemeinschaftsunterkunft könnten sich die Flüchtlinge gegenseitig unterstützen. Und zentrale Hilfen, etwa Sprachkurse, könnten vor Ort angeboten werden, so Worm.

Unterm Strich könnte sich die Zahl der benötigten Wohnungen sogar noch erhöhen, meint der Migrationsberater. Denn möglicherweise müssten jene Flüchtlinge, deren Verfahren bereits abgeschlossen ist und die bleiben dürfen, von der Quote für Lauenburg abgezogen werden. Laut Thomas Burmester gelten bereits 78 der 135 hier lebenden Flüchtlinge als sogenannte "anerkannte Ausländer". "Sie sind beim Job-Center gemeldet und können sich auf dem freiem Markt eine Wohnung suchen", so Burmester.

Zwischen Kreis und Stadt wird dieses Thema bereits eingehend diskutiert. "Ich hoffe, dass es nicht zu Schwierigkeiten kommt, falls wir den anerkannten Ausländern mitteilen müssen, dass sie jetzt aus den Unterkünften ausziehen müssen", so Burmester. Viele Flüchtlinge hätten jedoch Verwandte in anderen Städten, zu denen sie ziehen wollten - das könne die Situation entschärfen.

Der Amtsleiter rechnet damit, dass in den kommenden Jahren noch mehr Flüchtlinge kommen. "In Italien warten noch viele, die auf andere Länder verteilt werden sollen." Und neben den zahlreichen Kriegen und politischen Konflikten werde auch die Klimaveränderung zu neuen Völkerwanderungen führen.

Die Kosten für angemietete Wohnungen muss übrigens nicht die Stadt tragen: 70 Prozent bezahlt das Land, 30 Prozent der Kreis. Burmester: "Wenn wir ein Gebäude kaufen, geht die Stadt voraussichtlich mit einem Darlehen in Vorleistung." Die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft werde dann abgerechnet. Auch eine Förderung durch den Bund sei möglich - er stellt Ländern und Kommunen in diesem Jahr 500 Millionen Euro für die Unterbringung der Flüchtlinge zur Verfügung.