Von Elke Richel

Lauenburg.
Es gibt Schürzen, die sollen beim Kochen vor Fettspritzern schützen, und es gibt die von Gundula Lehmann: Aus edlen Stoffen mit allerlei Schleifen und Zierrat bestückt, schmücken sie die Trägerin wie ein romantisches Sommerkleid. Jedes Teil, das die Kunsthandwerkerin schafft, ist ein Unikat. Im kürzlich in der Altstadt eröffneten Atelier "Larock" fühlen sich die Besucher in die Epoche zwischen Romantik und Biedermeier versetzt - von der Hektik draußen keine Spur.

In diese Zeit scheint auch Gundula Lehmann zu passen. Die 49-Jährige ist fünf Tage in der Woche Arzthelferin. Doch wenn sie sonntags in ihrem Laden steht, kann man sie sich kaum mit Spritze oder Rezeptschein vorstellen. Stattdessen plaudert sie mit Kundinnen über den Vorzug von Augenmasken bei Schlaflosigkeit. Bei Gundula Lehmann sind das kleine Kunstwerke - fast zu schade, um sie nur im Bett zu tragen.

Auch wer auf individuelle Taschen steht, wird bei ihr fündig. Es gibt sie in allen Farben: als lässiger Beutel, edle Abendtasche oder elegantes Reisegepäck. Selbst Hutschachteln, Tücher und individuelle Kopfbedeckungen hat sie im Angebot ihres Ladens, der wie eine übergroße Puppenstube wirkt.

Die Stoffe, die Gundula Lehmann für ihre Arbeiten verwendet, muten an, wie aus der Truhe für die Aussteuer der Urgroßmutter. "Das ist gar nicht so falsch. Ich stöbere auf Flohmärkten und finde dort ab und zu den einen oder anderen textilen Schatz", erzählt sie. Aber nicht immer sind die Materialien, die sie für ihre Kunstwerke verwendet, früher dafür bestimmt gewesen. Wer genau hinschaut, entdeckt unter den Stickereien und Applikationen der Tasche einen ehemaligen Getreidesack oder grob gewebtes Leinentuch.

Selbst die historische Nähmaschine sieht in dem Laden aus, wie eine Dekoration. Doch Gundula Lehmann schwört auf die alte "Pfaff" aus den 50er-Jahren. "Mit ihr komme ich auch durch die groben Stoffe, das ist mit den modernen Nähmaschinen gar nicht mehr möglich", sagt sie. Überhaupt hat man in dem kleinen Laden den Eindruck, teilweise bereits ausrangierte Dinge erhalten in ihren Händen neuen Wert - nur eben entsprechend umfunktioniert. Historische Knöpfe, Broschen und Taschenbügel kombiniert die Kunsthandwerkerin geschickt mit modernen Stoffen. Eine Business-Tasche im Romantik-Look - Wo gibt es so etwas schon?

Ein besonderes Lieblingsstück hat Gundula Lehmann nicht, eine Ausbildung zur Schneiderin übrigens auch nicht. Aber schon immer hat sie sich für individuelle Kleidung interessiert. Auch ihre eigene Garderobe ist nicht von der Stange. Wenn eine Kundin ihren Laden betritt, nimmt sich die Künstlerin Zeit. Wenn die Kundin wieder geht, dann meist mit einem Lächeln im Gesicht.

Das Atelier "Larock" an der Elbstraße 30 hat immer sonntags zwischen 13 und 17 Uhr geöffnet.