Lauenburg. Die ungünstigen Wetterprognosen sorgten am Sonntag dafür, dass das Palmschleusenkonzert kurzfristig auf die überdachte Terrasse des Künstlerhauses an der Elbstraße verlegt wurde.

Lauenburg. Die ungünstigen Wetterprognosen sorgten am Sonntag dafür, dass das Palmschleusenkonzert kurzfristig auf die überdachte Terrasse des Künstlerhauses an der Elbstraße verlegt wurde.
Diese war auch tatsächlich komplett besetzt, als der Kompositionsstipendiat des Künstlerhauses, der in Taiwan geborene und in Bremen lebende Cheng-Wen Chen, sein Porträt-Programm begann. Die Erwartungen waren hoch, die Spannung groß.

Das erste Stück, eher eine Performance als eine klassische Komposition, ließ die Besucher etwas ratlos zurück, denn unter den gegebenen Umständen konnte es seine beabsichtigte Wirkung nur bedingt entfalten. Es heißt "listen to Hearing" und basiert auf einer Idee von John Cage. Sechs in Stoffbeuteln verpackte mobile Lautsprecher werden von Protagonisten durch das Publikum getragen. Aus ihnen kommen feine, elektronische Klänge, aber auch Alltagsgeräusche, die den Zuhörer zu einem neuen, bewussten Hören führen sollen. Unter den Bedingungen eines in der Galerie wandelnden und sich unterhaltende Publikums konnte das nicht funktionieren, zumal sich dann noch Geräusche von der nahen Elbe dazu gesellten.

Ganz anders die nachfolgenden Kompositionen. Der Künstler selbst führte sein Becken-Solo "Libra", das bereits vor einigen Wochen als Video zu sehen und hören war, diesmal live auf und erntete dafür beigeisterten Beifall. Es ist ihm mit dieser Performance ein Referenzstück für dieses Instrument gelungen.

Das gilt auch für die Posaunenkomposition "Wasserspiegelung", die zum Abschluss durch den aus Hannover angereisten schwedischen Posaunisten Mikael Rudolfsson gespielt wurde. Es ist ein kurzes, aber schwieriges Solostück von faszinierendem Klangreichtum, gespickt mit technisch raffinierten Effekten, das höchste Beherrschung des Instrumentes verlangt.

Rudolfsson hat sich dieses Stück in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten ganz zu eigen gemacht, nutzte alle darin steckenden Möglichkeiten aus, von romantischen Klangblasen über verschliffene Glissandi und expressive Stöße bis zu kurzen Scat-Passagen. Cheng-Wen Chen zitiert hier meisterlich ein Jahrhundert Musikgeschichte.

Mario Scheuermann