Von Elke Richel

Lauenburg.
Der erste sichtbare Schritt ist getan: Vor den Häusern, die dem geplanten Luxushotel am Fürstengarten weichen müssen, steht ein Bauzaun. Offensichtlich will der chinesische Investor Chen Yongqiang ein Zeichen setzen. Wie berichtet, hatte Bürgermeister Andreas Thiede im April mit Chen den Investitionsvertrag über 100 Millionen Euro unterschrieben. Neben dem Hotel will der Unternehmer mit seiner PuRen-Gruppe eine Hefefabrik bauen.

Doch inzwischen verliert Chen in Lauenburg zunehmend an Glaubwürdigkeit. Hintergrund ist ein Artikel der "Zeit", der die Persönlichkeit des Unternehmers im Zusammenhang mit dem Lübecker Flughafen näher beleuchtet. Chen hatte diesen auf Vermittlung von Thiede im August vergangenen Jahres gekauft. Doch bisher gibt es weder die geplante Flugschule noch die von Chen angekündigten Verträge mit renommierten Fluglinien. Ein Werbefilm auf der Firmen-Webseite zeichnet dagegen das Bild eines florierenden internationalen Aiports.

Chen selbst ist nach der Recherche der "Zeit" in chinesischen Wirtschaftskreisen weitgehend unbekannt. Allerdings sei das Stammkapital seines Unternehmens von 2012 bis heute um 800 Millionen Euro angewachsen. "Woher stammt das Geld?", fragt die Wochenzeitung und schiebt eine Vermutung nach: "Ist er, wie manche Investmentexperten mutmaßen, jemand, der sich in Deutschland günstige Prestigeobjekte besorgt, um mit dem Schein der Internationalität in China Geld einzusammeln?"

In Lauenburg hat Chen die Gebäude gekauft, die dem Luxushotel weichen müssen. Für Thiede ein Beweis, dass dieser es ernst meint mit seinen Investitionsabsichten. In einer Lauenburger Facebook-Gruppe wird das Thema seit Tagen heiß diskutiert und kaum einer der Nutzer glaubt noch, dass Chen das Hotel in Lauenburg tatsächlich bauen wird. Auch bei einigen Politikern hat der Chinese inzwischen an Glaubwürdigkeit verloren.

"Die Veröffentlichungen lassen zunehmend Zweifel aufkommen. Wir halten es für falsch, nur auf einen Investor zu setzen", sagt Katharina Bunzel (Grüne). Markus Matthießen (CDU) war einige Zeit Geschäftsführer des Lübecker Flughafens und kennt Chen aus eigenem Erleben. Trotzdem fällt seine Einschätzung knapp aus: "Ich beteilige mich nicht an Spekulationen." Keinen Zweifel hat Jens Meyer (SPD) an der Glaubwürdigkeit des chinesischen Unternehmers: "In Kürze beginnt der Abriss der Häuser. Es gibt keinen Zweifel an der Seriosität von Herrn Chen." Für Niklas Fischer (LWG) gibt es für den chinesischen Unternehmer nur einen Weg, das Vertrauen der Lauenburger zu gewinnen: "Wir werden den Bürgermeister bitten, Herrn Chen einzuladen. Wir brauchen endlich einen verbindlichen Zeit- und Ablaufplan."