Lauenburg
(er).
Als wir im Januar dieses Jahres Sascha Gebert zum ersten Mal trafen, hatte er einen großen Wunsch: Nach dem Abi in Thailand, abseits der glitzernden Urlaubswelt, ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren - möglichst in einem der armen Teile des Landes. "Ich möchte Kinder unterrichten. Je mehr Bildung sie haben, desto größer sind später ihre Chancen auf ein besseres Leben", sagte er damals.

Inzwischen hat der 20-jährige Lauenburger sein Abitur in der Tasche und sitzt praktisch auf gepackten Koffern. Am kommenden Dienstag fliegt er über den Verein AFS Interkulturelle Begegnungen nach Bangkok. Zwei Tage lang werden er und andere Freiwillige auf ihren Einsatz vorbereitet, lernen Besonderheiten der thailändischen Kultur kennen und das, was man besser vermeiden sollte. "Man will ja möglicht nicht in ein Fettnäpfchen treten, wenn man zu Gast in einem fremden Land ist", sagt Sascha. Dass er anschließend in der etwa 150 Kilometer entfernten Provinz Lop Buri arbeiten wird, hat er erst vor ein paar Tagen erfahren. Auch seine thailändische Gastfamilie hat er noch nicht kennengelernt - ebenso wenig, wie sie ihn. "Sie werden sich sicher wundern, dass ich so groß bin, verglichen mit der durchschnittlichen Körpergröße der Einheimischen", sagt der knapp zwei Meter große junge Mann lachend.

Wo Sascha ein Jahr lang arbeiten wird, weiß er inzwischen auch: "Ich werde in einer Blindenschule unterrichten, die auch Kinder und Jugendliche mit anderen Behinderungen besuchen". Die "School for the blind and multi handicaped children" wurde von Engländern erbaut und lebt fast ausschließlich von Spenden. Der Verein AFS Interkulturelle Begegnungen unterstützt die Arbeit regelmäßig mit jungen Leuten, die hier eine Zeit lang helfen.

Sascha ist sich darüber im Klaren, dass ihn diese Zeit prägen wird. Eine seiner Vorgängerinnen hat ihre Erlebnisse an der Schule auf der Webseite des Vereins geschildert: "Es gibt es auch die schwierigen Fälle, Kinder, die schwer behindert sind oder solche, die taub und blind sind. Diese Kinder bekommen von ihrer Umwelt so gut wie gar nichts mit. Ich weiß nicht, wie diese Kinder in Deutschland behandelt werden, aber hier in Thailand sitzen sie den ganzen Tag an einem Platz und machen gar nichts. Sie werden weitestgehend ignoriert, weil die meisten Lehrer nicht wissen, was sie mit ihnen anfangen sollen." Dass die Arbeit aber durchaus auch Erfolgserlebnisse bieten kann, beschreibt die junge Frau so: "Es war keine große Überraschung zu sehen, dass die Schüler, deren Lehrer motiviert sind, ausgeglichen, gesprächig und so gut es eben geht, lernen wollen."

Genau diesen Anspruch hat Sascha auch an sich selbst. Für seine Arbeit an der Behindertenschule erhält er umgerechnet etwa 100 Euro monatlich - für thailändische Verhältnisse eine Menge Geld. Darauf komme es dem jungen Mann aber nicht an. "Ich werde erwachsener wieder nach Hause kommen", ist er überzeugt.

Mit seinen Lauenburger Freunden und seiner Familie will Sascha über Facebook in Kontakt bleiben. Seine Erfahrungen, die er in Thailand sammelt, wird er in einem eigenen Blog veröffentlichen.