Lauenburg
(rz).
"Alle Religionen beanspruchen für sich, die Wahrheit zu wissen. Damit habe ich mich auseinandergesetzt und so entstand meine Skulptur", erläutert Ludwig Vöpel. Der Künstler aus dem Büchener Ortsteil Pötrau schuf ein nachdenklich stimmendes Werk, das seit Dienstagabend am Elbufer an der Jugendherberge Zündholzfabrik zu sehen ist.

"Alle am Tisch des Herrn" heißt das Werk, das die Symbole des Judentums, Christentums und des Islam zeigt. Auf dem Tisch steht wie in einem Stammlokal das Schild "Reserviert". Ludwig Vöpel, der seit 1999 freischaffender Künstler ist und in seiner Zeit als Landwirt politische Karikaturen zeichnete, will damit zum Nachdenken anregen. Haben die drei Religionen die Wahrheit reserviert, alle zusammen oder jede für sich?

Phillip Graffam, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lauenburg, sagte in seinem Vortrag während der Vernissage, dass sich alle drei in dem Werk dargestellten Religionen auf Abraham als geschichtlichen Beginn ihres Glaubens berufen. Er sieht in der Skulptur "Alle am Tisch des Herrn" eine Verbindung zur "Ringparabel" in Lessings Drama "Nathan der Weise". Dort beantwortet Nathan die Frage, welches die richtige Religion ist, mit einem Gleichnis. Demnach besitzt ein Mann einen Ring, der den Besitzer "vor Gott und den Menschen angenehm" macht, wenn er ihn mit dieser Zuversicht trägt. Über Generationen vererbten Väter den Ring an den Sohn, den sie am liebsten hatten. Eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen will. Deshalb lässt er sich exakte Kopien des Ringes herstellen und vererbt jedem seiner Söhne einen dieser Ringe. Nachdem der Vater starb, wollen die Söhne vor Gericht wissen, welches der echte Ring ist. Der Richter riet, jeder Sohn solle daran glauben, dass sein Ring der echte sei. Wenn einer der Ringe der echte sei, dann werde sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen. Demzufolge sollten sich alle Ringträger bemühen, dass dieser Effekt eintritt.

"Ich würde mich freuen, wenn meine Skulptur zum Nachdenken über Religionen und Glaube anregt", sagte Ludwig Vöpel. Sein Werk ist noch bis zum 3. August an der Jugendherberge, Elbstraße 2, zu sehen.