Von Elke Richel

Lauenburg.
Jetzt steht der Termin endlich fest: Heute in einer Woche sollen die Spezialfahrzeuge für die Bodenuntersuchungen des Elbuferbereiches anrücken, vier Monate später, als ursprünglich geplant. Vom Ergebnis dieser Analyse hängt ab, mit welcher Variante des technischen Hochwasserschutzes das Flächendenkmal Altstadt vor künftigen Fluten geschützt werden soll. Die Entscheidung darüber soll zum Jahresende fallen - so hatte es Landesumweltminister Robert Habeck (Grüne) im Oktober vergangenen Jahres versprochen. "Daran hat sich auch nichts geändert", versicherte die Sprecherin des Ministers, Nicola Kabel, gestern gegenüber unserer Zeitung.

Genau das aber macht viele Anwohner der Elbstraße misstrauisch: "Man hatte uns eine Langzeitanalyse versprochen. Jetzt bohrt man im Hochsommer, bei vermutlich niedrigem Grundwasserstand", monierte der Sprecher der Betroffenengemeinschaft, Jörg Sönksen, bereits vor einem Monat.

Dass diese Zweifel durchaus begründet sind, bestätigte jetzt auch Professor Dr. Manfred Voigt. Der Arbeitskreis Altstadt (AAL) hatte den Experten für Wasserbau, Wasserwirtschaft und Flutschutz um eine Einschätzung zur Auswirkung des verkürzten Untersuchungszeitraumes gebeten. Sein Urteil fiel eindeutig aus: "Entscheidend sind unter anderem die Wechselwirkungen zwischen den Elbe-Wasserständen und dem Grundwasser. Bei einem so kurzen Messzeitraum handelt es sich aber allenfalls um Zufallsstichproben", sagte der Wissenschaftler.

Der von ihm geleitete Beirat hatte in einer Expertise erklärt, nur eine im Wasser verankerte Spundwand könne im Ernstfall die Lauenburger Altstadt vor einer erneuten Flut-Katastrophe schützen. Experten des Kieler Umweltministeriums halten aufgrund der Bodenverhältnisse im Elbuferbereich genau diese Variante für besonders gefährlich für die Altstadt. "Auch dafür könnten nach einem so kurzen Untersuchungszeitraum keine Beweise vorgelegt werden", so Voigt.

Ganz so pessimistisch sieht Bauamtsleiter Reinhard Nieberg die Sache nicht: "Parallel zu den anstehenden Bodenuntersuchungen werden mehrere Varianten des Flutschutzes sowohl technisch als auch finanziell geplant. Wir gehen davon aus, dass auf der Grundlage der Bohrergebnisse zum Jahresende entschieden wird, welche Lösung für Lauenburg infrage kommt." Allerdings sagt auch er: "Sollten wir den geringsten Zweifel haben, dass die Untersuchungen eine brauchbare Entscheidungsgrundlage liefern, werden wir auf eine Verlängerung der Messungen drängen."

Der Arbeitskreis Altstadt plant unterdessen öffentlichkeitswirksame Aktionen. Alle haben ein Ziel: Darauf aufmerksam zu machen, dass bei der nächsten Flut das Flächendenkmal Altstadt in der Elbe versinken könnte.