Von Timo Jann

Lauenburg.
Vor 115 Jahres lief der Raddampfer "Kaiser Wilhelm" in Dresden vom Stapel. Vor 105 Jahren war er zu einem Umbau wieder dort - seitdem jedoch nicht mehr.

Jetzt steht für das schwimmende Denkmal eine großartige Reise in die Heimat an: Innerhalb von 17 Tagen soll die "Kaiser Wilhelm" Crew und Passagiere nach Dresden und zurück fahren, übernachtet wird jeweils in Hotels. Die Rückfahrt ist mit 120 Plätzen bereits ausgebucht, für die Bergfahrt gibt es noch Tickets, ebenso wie für einzelne Tagestouren. Gestern stellten Markus Reich, der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums, sein Stellvertreter Wilhelm Bischoff und Geschäftsführer Holger Böttcher gemeinsam mit Bürgermeister Andreas Thiede sowie Marion Köhler und Anne Bleimeister von der Metropolregion Hamburg die Reisepläne vor.

Mit der Baunummer 386 wurde der Raddampfer von 1899 bis 1900 auf der Werft Dresdener Neustadt für den Einsatz auf der Weser gebaut. Während der Überführung kam der Raddampfer das erste Mal auch an Lauenburg vorbei. 1970, als der "Kaiser" an der Weser ausgedient hatte, holten ihn Schifffahrtsfans um den Großhansdorfer Dr. Ernst Schmidt schließlich nach Lauenburg. Bis 2011 war der damals 84-Jährige der Chef an Bord.

Jetzt steht die größte Reise bevor. "Wir packen endlich das Dresden-Projekt an", freut sich Böttcher. Zwischen 25 und 30 Mann Besatzung werden dafür täglich an Bord sein. Böttcher: "Auf den langen Routen brauchen wir nicht nur einen, sondern auch mal zwei oder drei Heizer." Gerade bergauf ist die Fahrt mühsam, es geht mit etwa zehn Stundenkilometern voran. Das Kommando wird Reich führen. "Leider hat man uns in Dresden verboten, Werbung für unsere Fahrt nach Königstein zu machen, aber man sieht uns als Verein dort wohl zu sehr als Konkurrenz für die Touristenschiffe", berichtet der Kapitän. Dennoch freut er sich, denn dem Verein ist entlang der Strecke die Unterstützung vieler Dampfer-Freunde sicher. Außerdem sind zahlreiche internationale Dampfer-Fans an Bord. Die Reise vom 25. August bis zum 10. September dürfte somit ein großes Spektakel werden.

Damit die Reise auch technisch glückt, wurde der Raddampfer auf der Hitzler-Werft gerade noch einmal überholt. Die Metropolregion förderte die Arbeiten mit 50 000 Euro. "Die ,Kaiser Wilhelm' ist das Flaggschiff beim Projekt Kurs.Elbe, deshalb hat es auch eine Extra-Förderung von uns bekommen", sagt Marion Köhler. "Lauenburg ist eine alte Schifferstadt mit tollen Traditionen, und die ,Kaiser Wilhelm' ist das größte Exponat unseres Elbschifffahrtsmuseums", betont Bürgermeister Andreas Thiede.

Er lobte ausdrücklich das ehrenamtliche Engagement des Vereins, der den Raddampfer gerettet hat. Reich: "Wir wollen das Schiff jetzt so weit fit machen, dass wir die nächsten 50 oder 100 Jahre noch damit fahren können."

Der Dresden-Reise könnte jetzt nur noch der niedrige Wasserstand der Elbe einen Strich durch die Rechnung machen. "Aber ich gehe davon aus, dass der nötige Regen für mehr Wasser in der Elbe bis August schon noch fällt", sagt Reich. Informationen zur Reise können per E-Mail angefordert werden: