Lauenburg
(du).
Jugendliche feiern ein Familientreffen mit jubelnder Begeisterung beim Wiedersehen und jeder Menge Abschiedstränen. Das könnte durchaus eine alltägliche Geschichte sein, wenn es sich bei den Teilnehmern nicht um befreundete Schüler aus Tokat in der Türkei und aus Lauenburg handeln würde. Die Entfernung von über 3000 Kilometern macht eine solche Reise und die Freundschaft zu etwas Besonderem. 15 Lauenburger Jugendliche und ihre Begleiter haben zehn erlebnisreiche Tage in Tokat verbracht.

Viele Freundschaften waren schon beim ersten Treffen im Mai 2014 in Lauenburg geschlossen worden. "Wir haben uns vom ersten Moment an sehr gut verstanden. Ich hatte zwar etwas Bedenken, dass es mit den Jugendlichen, die neu dazugekommen sind, anders sein könnte, aber das Gefühl, dass wir uns mit Familienangehörigen treffen, war sofort wieder da", erzählt Marius Thiedemann (16). Genauso begeistert ist Anna Rode. "Wir sind einfach unglaublich gastfreundlich aufgenommen worden. Da war es auch kein Problem, wenn wir unangemeldet zum Essen vor der Tür bei den Eltern unserer Freunde standen. Wir gehörten ganz einfach dazu", sagt die 18-Jährige.

Trotzdem war es für die vier jungen, aber auch für die älteren Lauenburger mit türkischen Wurzeln ein seltsames Gefühl, wenn sie sofort als in Deutschland lebend erkannt wurden. "Obwohl wir türkisch sprechen, hat uns in Tokat nicht einer für türkische Türken gehalten. Wir haben zwei Heimatländer. Das ist manchmal nicht so einfach, wir stehen sowohl in der Türkei als auch in Deutschland zwischen Baum und Borke", erzählt der Elternvertreter der türkisch-islamischen Gemeinde in Lauenburg, Nuri Barcin.

Fast wäre das Wiedersehen aber an der Finanzierung gescheitert. "Die EU hat leider unseren Förderantrag nicht berücksichtigt, aber dann hatten wir Glück, und die Buhck-Stiftung hat uns unbürokratisch mit 5000 Euro geholfen", sagt Lauenburgs Stadtjugendpflegerin Friederike Betge. Damit unterstützt die Stiftung bereits zum dritten Mal Lauenburgs Integrationsarbeit. "Was ich hier heute über das Treffen erfahren habe, ist genau das, was wir erreichen wollen: Anstöße für die Integration von jungen Menschen geben", freut sich Bianca Buhck vom Vorstand der Stiftung. Die Teilnehmer solcher interkulturellen Begegnungen würden zu Multiplikatoren - sowohl in Deutschland als auch in der Türkei.

Freundschaften müssen gepflegt werden. Und so soll es auch ein Wiedersehen geben. Es ist für 2016 in Lauenburg geplant. Für das Team der Jugendarbeit ist heute schon klar, dass dann wieder viele Taschentücher für die Freuden- und Abschiedstränen besorgt werden müssen.