Von Karin Lohmeier

Lauenburg.
Er heißt ZEUS, wie der mächtige und oft grollende Göttervater der Griechen. Doch anders, als der Name vermuten lässt, ist er klein, wendig und leise: Der kleine Elektrobus der italienischen Marke Menarini könnte Lauenburgs Oberstadt und Altstadt miteinander verbinden. Das jedenfalls wünscht sich Heinz Victor von der Lauenburger Wählergemeinschaft. Bereits im September vergangenen Jahres stellte er das Konzept vor. Doch lohnt sich der Einsatz des Elektrobusses für die Stadt? Und ist er finanzierbar? Diese Fragen sind noch immer ungeklärt. Und selbst wenn ZEUS kommt, könnte es noch lange dauern.

"Wir wollen ihn 2016 mit in die Verhandlungen aufnehmen, wenn der öffentliche Personennahverkehr im Kreis neu ausgeschrieben werden muss", erklärt Reinhard Nieberg, Leiter des Stadtentwicklungsamtes. Im Blankeneser Treppenviertel wird zurzeit ein Elektro-Kleinbus getestet. "Der Betrieb soll teurer sein als der eines dieselbetriebenen Fahrzeugs", hat Nieberg bei Nachfragen erfahren. Auch die Ladestation, Schulung, Betreuung und Werkstattaufenthalte hätten hohe Kosten verursacht. Und für Lauenburg würden wohl auch mehr als neun Plätze benötigt.

Aussagen, die Heinz Victor kritisch sieht. Denn die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) hätten wohl kein großes Interesse, in Lauenburg einen Kleinbus einzusetzen. "Die VHH fahren in unserer Altstadt mit einem großen Bus, der auch viele Schüler an den Stadtrand bringt", so Victor. Der Bus sei jedoch viel zu groß, er verursache Lärm und blockiere die engen Straßen in der Altstadt. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", sagt Victor. Und wirbt für ZEUS: "Er ist speziell für so etwas gebaut." Im Übrigen verfüge er neben den neun Sitzplätzen über 25 Stehplätze.

In der Neuausschreibung sieht Victor eine kleine Chance - wenn der Betreiber danach wechselt: "Schließlich ist der Konzessionsnehmer nicht in Stein gemeißelt." Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Stadt den Kleinbus in Eigenregie betreibt. "Vielleicht könnte man sogar im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes Zuschüsse für den Kauf bekommen", schlägt Heinz Victor vor. Auch Amtsleiter Nieberg sagt: "Wahrscheinlich müsste die Stadt den Kleinbus ganz allein tragen. Denn der Kreis wird keine zusätzlichen Kosten übernehmen." Mit 190 000 Euro beteiligt sich Lauenburg jährlich am Defizit des ÖPNV, den Großteil trägt jedoch der Kreis.

Aufschluss versprechen sich sowohl Nieberg als auch Victor von einer Kontaktaufnahme mit der Stadt Osnabrück. Auch sie setzt bereits einen Elektro-Kleinbus ein - und zwar ZEUS (Zero Emission Urban System). "Durch neue Ladetechniken soll der Akku heute schon weiter reichen", weiß Heinz Victor. Dass höhere Instandhaltungskosten anfallen, kann er sich nicht vorstellen: "Ich fahre selbst ein Elektroauto, und damit muss ich nur alle zwei Jahre zum Service."