Von Karin Lohmeier

Lauenburg.
Was tun, wenn der achtjährige Sohn auf einmal nicht mehr zur Schule gehen will und ständig schwänzt? Woran liegt es, dass die 15-Jährige sich zurückzieht? Und was kann dem Zehnjährigen helfen, der nur noch wütend und aggressiv ist? Mit diesen Fragen sind Familien bei der Integrierten Beratungsstelle des Diakonischen Werkes gut aufgehoben. Das Team kümmert sich aber nicht nur um Erziehungs- und Familienprobleme, sondern bietet auch Beratung bei Trennung und Scheidung, bei Paar- und Schwangerschaftskonflikten an.

Und dieses Angebot kommt zunehmend an. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 959 Neuanmeldungen in den Beratungsstellen Lauenburg und Schwarzenbek. "Das ist nach dem Jahr 2013 die zweithöchste Zahl seit dem Start unserer Einrichtung 1982", sagt der Beratungsstellenleiter Dr. Ulf Kassebaum. Kostenlos und freiwillig ist das Angebot, das sich herumgesprochen hat. "Denn es ist kein Tabu mehr, Beratung in Anspruch zu nehmen. Viele Eltern verstehen es mehr als Coaching", sagt Regine Ziegenhals, die von Anfang an dabei war.

Die Beraterin hat oft mit den ängstlichen, unsicheren Kindern zu tun. "Da gibt es viele Ursachen, zum Beispiel, dass sie nach einer Krankheit zu sehr behütet werden", weiß sie. Diese Kinder brauchen vor allem Ermutigung. "Und auch die Mutter muss Grenzen setzen, weil diese Kinder ihr gegenüber oft klammern", so Ziegenhals.

Ihr Kollege Michael Padel nimmt sich gern der "kleinen Könige" an. Sie sind wütend oder aggressiv, wollen alles beherrschen. "Da ist es wichtig, dass Eltern Präsenz zeigen und an einem Strang ziehen", sagt er. Weniger die Ursachensuche steht im Vordergrund. "Das klingt zu sehr nach Schuld und Eltern geben sich sowieso schnell die Schuld", sagt Regina Ziegenhals. Vielmehr geht es um die Fragen: Was braucht das Kind, was braucht diese Familie jetzt?

Oft stecken große Nöte hinter dem auffälligen Verhalten von Kindern, die dann eben doch zum Vorschein kommen. "In einem Fall neulich kam heraus, dass ein Junge sehr unter dem Wegzug seines Freundes litt", erzählt Michael Padel.

Während in früheren Jahren ADHS ein großes Thema war, kommen zurzeit häufig das Schuleschwänzen und die Nutzung neuer Medien zur Sprache. "Viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder zu viel vor dem Computer sitzen", sagt Regina Ziegenhals. Auch hier gilt - wie überhaupt bei der Erziehung: Wichtig ist das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Raum für Entwicklung. "Kinder brauchen Wurzeln und Flügel", sagt Maren Klingenberg.

Sie ist in Lauenburg für die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig. "Die Konfliktberatung wünschen nur etwa ein Zehntel der Frauen", erklärt die Beraterin. In der Mehrheit der Fälle gehe es um Unterstützung für werdende Eltern. Maren Klingenberg vermittelt finanzielle Hilfen, bietet einmal jährlich eine Gruppe für minderjährige Mütter an, die oft auch nach der Geburt der Kinder noch jahrelang zusammenbleiben. "Und durch die psychosoziale Beratung können wir bei schwierigen Lebenssituationen oder Partnerschaftskonflikten sehr früh ansetzen und weitere Hilfe anbieten", sagt Klingenberg.

Dasselbe wird durch eine Sprechstunde in der Kita Wabe erreicht. "Die Kinder kommen jetzt zunehmend schon im Vorschulalter zu uns und nicht erst, wenn es in der Schule Probleme gibt", sagt Ulf Kassebaum. Erziehungsberatung sei eben sehr effektiv, sie helfe, aufwendigere und teurere Maßnahmen der Jugendhilfe zu vermeiden.

Und sie führt wohl auch zu mehr Zufriedenheit. Wie eine Befragung ergab, würden 99 Prozent der Ratsuchenden die Beratungsstelle weiter empfehlen. Es gibt viele Bewertungen wie diese: "Sehr zugewandte und sehr einfühlsame Beratung. Ich würde mich jederzeit wieder an diese Beratungsstelle wenden."

Die Integrierte Beratungsstelle in Lauenburg, Hohler Weg 2, ist unter Telefon (0 41 53) 5 24 15 zu erreichen. In Schwarzenbek: Ernst-Barlach-Platz 9, Telefon (0 41 51) 51 65.