Lauenburg
(kl).
Gerda Angel hat den Überblick. Schließlich liegen fast 90 gelebte Jahre hinter ihr. Und sie wohnt an der Himmelstreppe in Lauenburg - hoch über der Elbe. Der rund 700 Quadratmeter große Garten schmiegt sich an den Elbhang. Nicht nur wegen seines wunderschönen Ausblicks ist er etwas Besonderes, sondern auch wegen seiner Gärtnerin. Gerda Angel pflegt jedes Beet, jeden Busch noch selbst. "Es gibt immer etwas zu tun, das hält mich jung", sagt die Lauenburgerin.

Seit 40 Jahren wohnt sie schon in dem Haus, doch ein Hochwasser wie 2013 hat sie noch nie erlebt. Und so viele Zaungäste auch nicht: "Die kamen aus Hamburg und wollten sich das Hochwasser angucken", erzählt Gerda Angel empört. Doch die Polizei hatte den Zugang zur Himmelstreppe von der Albinusstraße aus abgesperrt, niemand durfte in die Altstadt. "Da hatten sie gar nicht an mich gedacht. Ich kann doch nur von dort aus in mein Haus und zum Einkaufen", sagt die gebürtige Lütauerin.

Dass Haus und Garten nur zu Fuß über die steile, holprige Himmelstreppe zu erreichen sind, stört sie nicht. Wohl aber so manche Besucher im selben Alter. Gerda Angel: "Im Winter, wenns's hier glatt ist, bin ich fast ganz allein." Ihr Mann Willi ist schon vor 20 Jahren gestorben, die Seniorin hat einen Sohn, zwei Enkel und zwei Urenkel. "Früher war hier immer alles voller Kinder aus der Nachbarschaft", erinnert sich Gerda Angels Nichte Silvia Stender, die manchmal mit ihrem Mann Günter Lebensmittel vorbeibringt.

Auch der bekannte Julius Hackethal, Leiter des früheren Lauenburger Krankenhauses, wohnte in einer Villa nebenan. "Ein guter Nachbar", erinnert sich Gerda Angel an ihn, "seine Enkelin war auch immer bei uns."

Dass sie noch so fit ist, erklärt die Lauenburgerin mit ihren vielen Aktivitäten. "Ich stehe früh auf und dann geht's los." Und so ist ihr Haus picobello. Schließlich hat sie früher auch als Haushaltshilfe in gut betuchten Lauenburger Familien gearbeitet - unter anderem beim früheren Bürgermeister Richard Reuter. Gernwidmet Gerda Angel sich der Malerei. Regentonnen und eine Wand im Gartenhäuschen sind mit bunten Blumenmotiven bedeckt.

Auch eine öffentliche Bank an der Himmelstreppe hat sie neu angestrichen - einfach so. Bürgermeister Andreas Thiede bedankte sich in einem Brief. Gerda Angel: "Das hat mich sehr gefreut." Am 5. Juli feiert sie ihren 90. Geburtstag. Und die Bergedorfer Zeitung gehört seit 50 Jahren täglich dazu: "Bevor sie nicht da ist, trinke ich keinen Kaffee."