Von Karin Lohmeier

Lauenburg.
Es ist eine 4,6 Hektar große Grünfläche mitten in der Stadt: Der Lauenburger Friedhof ist nicht nur letzte Ruhestätte für viele Einheimische, sondern auch eine Erholungsoase im Verkehrslärm zwischen B 5 und Lütauer Chaussee, Lebensraum für viele Vogelarten - und beliebte fußläufige Verbindung zwischen Ost und West, Nord und Süd. Es ist eine intensiv genutzte Fläche, das machte Elle Koriath deutlich, als sie am Mittwochabend Lauenburgs Politiker empfing.

Sowohl der Ausschuss für Umwelt und Energiewende als auch der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, Wirtschaft und Tourismus hatten sich zur Führung angemeldet. Elle Koriath berichtete von den vielen Neuerungen, die in den vergangenen Jahren erfolgten und noch geplant sind. So gibt es mittlerweile Themengärten (Rosen, Heide, Schmetterlinge), in denen Särge und Urnen nebeneinander beerdigt werden können. "Das entspricht dem Wunsch vieler Paare, die sich von mir beraten lassen", sagte Koriath, die keinen Hehl daraus machte, dass sich der kirchliche Friedhof mit einem "Marketingkonzept" gegen Konkurrenz behaupten müsse. Anders als in den Ruhewäldern gibt es auf dem Lauenburger Friedhof eine begehbare, naturnahe Urnengrabstätte, auf der auch Dinge abgelegt werden dürfen, die an die Verstorbenen erinnern. Und auf hochwertigen Bronzeschildern, an Holzstelen befestigt, stehen ihre Namen.

"Wir setzen auf eine gewachsene Friedhofskultur, müssen uns dem Wandel aber anpassen", so Elle Koriath. Etwa 135 Bestattungen pro Jahr verzeichnet sie. "Und wir arbeiten daran, dass es so bleibt." So wird es auch für muslimische Menschen bald Gräber geben, die nach Osten ausgerichtet sind.

Der alte Baumbestand und viele Bänke machen den Friedhof auch für Spaziergänger und Ruhesuchende attraktiv, der Nabu und die Schulen haben Insektenhotels und Fühlkästen aufgestellt, es gibt einen Wissensparcours und eine Wildblumenwiese. "Unser Friedhof ist eine kleine Perle in der Stadt", so Koriath.

Träger des Friedhofs ist die evangelische Kirchengemeinde. Doch Kirchensteuern fließen nicht in den Betrieb, er muss sich allein aus den Einnahmen tragen. Angesichts des Wandels in der Bestattungskultur keine einfache Aufgabe. Das Geld wird knapper - und die Wunschliste ist lang. Kummer bereitet der Friedhofsverwaltung die elektrische Heizung in der 1802 errichteten Kapelle: Es wird nicht richtig warm, die Energiekosten sind hoch. "Ich hoffe, dass die Stadt dies im Rahmen ihres Energiekonzeptes gemeinsam mit uns angehen wird", sagte Elle Koriath. Auch die Öffnung der rückwärtigen Tür würde sie sich wünschen.

Der Haupteingang an der B 5 sei im Vorbeifahren kaum sichtbar, ihn würde man gerne zurückverlegen und großzügiger gestalten. Die Buchenhecke könnte dann in einem Bogen zum Tor führen. Gepflegt wird diese übrigens von der Friedhofsverwaltung, obwohl sie - anders als das Friedhofsgelände - in Besitz der Stadt ist. "Wenn das Geld knapper wird, können wir das nicht mehr leisten, wir wünschen uns dabei Unterstützung von der Stadt", so Koriath. Das brachte Reinhard Nieberg, Leiter des Stadtentwicklungsamtes, auf den Plan: "Was wird durch die Hecke begrenzt, der Friedhof oder die Straße?" An solche "Subventionen" sei nicht zu denken, die Friedhofsverwaltung könne die Pflegekosten ja auf die Gebühren schlagen.

Es gibt viele kleine Vorhaben - die Erneuerung der Wasserstellen ist eine davon. Ein Prototyp sorgte jüngst für Ärger bei Friedhofsbesuchern, denn es passt nur eine Fünf-Liter-Kanne unter den Hahn und Nutzer bekommen häufig eine unfreiwillige Dusche. "Wir sorgen für Abhilfe", versprach Elle Koriath. Außerdem soll der hässliche Lagerhof mit Kompost und alten Grabsteinen demnächst hinter einem Holzzaun verschwinden, eine neue Kindergrabstätte ist geplant und das Drehkreuz an der Fischerkoppel müsste durch einen barrierefreien Zugang ersetzt werden. Kosten verursacht auch die Erhaltung der historischen Grabstätten, darunter die Gruft der Familie Froelich, die vom Ende des 18. Jahrhunderts stammt.

Und noch eine "Vision" gab Elle Koriath den Ausschussmitgliedern auf den Weg: "Ein Café neben dem Verwaltungsgebäude, das wünschen sich viele Besucher." Die Politiker nahmen's zur Kenntnis. Doch ob es wirklich Geld aus dem Stadtsäckel für all diese Projekte geben wird, ist fraglich. Lauenburg muss bekanntlich sparen. Die Friedhofsverwalterin verwies jedoch auf das Bestattungsgesetz: Danach müsse die Kommune einspringen, wenn eine kirchliche Verwaltung den einzigen Friedhof in der Stadt nicht mehr alleine tragen kann.

"Wir wünschen uns Unterstützung durch die Stadt." Elle Koriath Leiterin der Friedhofsverwaltung